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4 Psychische Studien. XXXIV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1907.)
Haben Versuche und Beobachtungen also das Unhaltbare
von Faradays Theorie der unbewussten Muskeltätigkeit
bewiesen, so können wir jetzt begreifen, inwiefern der
Intellekt, der die spiritistischen Erscheinungen zu führen
scheint, in dem sublimmalen Bewusstsein des Mediums gelegen
sein kann, eine Theorie, die unter anderen von
Männern wie Eduard von Hartmann*) und Professor Flow-
noy**) gelehrte Verteidiger gefunden hat
Die Odkraft ist nicht blind in ihrer Tätigkeit. Sie ist
keine Kraft, die sich nach Belieben entwickeln lässt, sondern
es scheint, als ob sie, dem lebendigen Organismus entzogen,
selbst etwas Lebendiges enthielte und einen eigenen Willen
offenbarte. Jeder, der die spiritistischen Erscheinungen studiert
, in welchen das Od als wirksame Kraft Dienste tut,
macht die Erfahrung, dass sich neben der Fühlung noch
ein anderer Intellekt geltend macht. Auch Crookes erfuhr
das.
Schon bei Beginn der Untersuchung, sagt er, zeigte
sich, dass die Kraft, welche die Erscheinungen hervorbrachte
, nicht blind war> sondern dass sie von einem
führenden Verstand regiert wurde: die Laute, von denen
ich gesprochen habe, wurden eine bestimmte Anzahl mal
wiederholt und klangen stärker oder schwächer und an verschiedenen
Stellen je nach Wunsch. Durch ein vorher festgestelltes
Zeichenregister wurden mit mehr oder weniger
Genauigkeit Fragen beantwortet und Mitteilungen gemacht.
Die geistige Macht, welche die Erscheinungen regiert,
steht manchmal offenbar unter der des Mediums. Sie steht
oft im Widerspruch mit den Wünschen des Mediums; der
Verstand offenbart manchmal einen solchen Charakter, dass
man zu dem Glauben kommt, dass er von keinem der Anwesenden
ausgehen kann.
Von wem dann?, ist die Frage, welche sich sofort erhebt
, auf welche aber Crookes die Antwort schuldig bleibt.
Dagegen hat sie Alexander N. Aksakow („Animismus und
Spiritismus64, Leipzig, 0. Mutze, 3. Aufl., S. XXX) befriedigend
beantwortet. Drei Hypothesen, sagt er, können
zu einem richtigen Verständnis der mediumistischen Erscheinungen
aufgeworfen werden, von denen jede für sich
das vollste Recht hat, für eine bestimmte Reihe von Tatsachen
zu existieren und angenommen zu werden. Daher
können alle mediumistischen Erscheinungen in drei Gruppen
*) Ed. von Hartmann: „Der Spiritismus* und „Die Geisterhypothese
des Spiritismus/
**) Th. Floumoyi „Des Indes k la planete Mars.*
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