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Peter: Das Medium Mr. Miller in Paris
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laut: „Die Hand hat normale Temperatur . . . Die Feinheit
einer Frauenhand/4 Das Phantom erlaubt Dusard, die
Haare zu berühren, er findet sie fein und weich; auch
untersucht Dusard die nackten Arme vom Handgelenk bis
zur Schulter. (Der Arzt konnte später beim Entkleiden
Miller's den grossen Unterschied zwischen den Armen des
Phantoms Sorel und jenen des Mediums feststellen.) Die
Gestalt zieht sich in das Kabinett zurück und macht den
Versuch, das Medium zu zeigen. Doch man sieht in der
Dunkelheit des Kabinetts nichts und hört nur ein Seufzen,
das aus einer Ecke zu kommen scheint, während „Agnes
Sorel" immer noch vor den Teilnehmern steht.
Viele andere interessante Details und Erscheinungen
wären noch aus diesen Sitzungen zu erwähnen, allein dies
würde den zur Verfügung stehenden Raum weit überschreiten.
Alles in allem: die bei Miller gesehenen Phantome zeigen
alle charakteristischen Merkmale, welche die Geschichte der
Materialisations-Erscheinungen an diesen Phänomenen kennt;
insbesondere sind die Vorgänge der Materalisation und
Dematerialisation genau dieselben, wie die bei anderen berühmten
Medien gesehenen Prozesse dieses wunderbaren
Werdens und Vergehens, deren Studium uns der Lösung
des Rätsels vom geheimnisvollen Wesen der Materie näher
zu führen verspricht. Auch die Erscheinungen, welche
uns in dieser Beziehung Mr. Ch. Eichet unlängst aus der
Villa Carmen geschildert hat, finden wir alle wieder in
diesen Seancen, —
*
Nachdem wir die Wunder, welche in den Sitzungen
Miller^ erschienen sind, kennen gelernt haben, wird eine
Frage auf allen Lippen schweben? Was ist es? Täuschung
oder Wirklichkeit?
Nun, ich bin der festen Ueberzeugung, dass es keine
Täuschung ist, und zwar aus vielen Gründen:
1) Mr. Miller ist kein Professionsmedium; er hat alle
diese Sitzungen, ohne jegliche Entschädigung anzunehmen, gegeben
, und zwar mit Aufopferung seiner Gesundheit, seiner
Zeit und seiner Mittel, er, ein Mann, der vor kurzem durch
die furchtbare Katastrophe von San Francisco fast um
alles gebracht worden war! Ich wundere mich, woher er
die Geduld und die Liebenswürdigkeit genommen hat, angesichts
solchen Unglücks noch die dornenreiche und der
menschlichen Insolenz so sehr exponierte Bahn eines spiritistischen
Mediums zu betreten. Und welcher Wahnsinn,
eine 15jährige, oftmals streng erprobte und niemals an-
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