Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 47
(PDF, 214 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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y. Schnellen: Die Anastasis Jesu?

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anderes als Bezeichnungen für ein überirdisches, himmlisches,
göttliches Wesen oder für Gott selbst: nur unter einem besonderen
Gesichtspunkte: nämlich als der Heiland, der Erretter
oder der Hüter, der Schützer. Und auch Christus
(eigentlich: Chrestos) bedeutet die gleiche Gottheit, nur
unter einem etwas anderen Gesichtspunkte: nämlich als der
Messias, der König, der Richter. Die Vereinigung beider
Gesichtspunkte aber: des freundlicheren Jesus und des
strengeren Christus, ergab den Christus Jesus: den „Herrn
Gott* der im Neuen Testament uns im allgemeinen vorliegenden
Predigt*) —

Doch kehren wir von diesen weiteren Ausblicken wieder
zu der Lehre vom Gottesreich zurück. Daß diese
Lehre, wie sie uns in den Evangelien vorliegt, sehr zwiespältiger
Natur ist, dürfte jedem bekannt sein. Auf der
einen Seite haben wir die Predigt vom Reiche, die sowohl
bei Johannes als auch bei Jesus unmißverständlich in der
Erwartung einer äußeren gewaltsamen Katastrophe und
plötzlichen Wiedergeburt oder Neuordnung aller Dinge durch
göttliche Wundermacht gipfelt (Mark. 13, 5—37; Matth. 24,
5—34. 3, 2. 10—12. 10, 23. 15). Auf der anderen dagegen
die Gleichnisse, wo die Entwicklung des Reiches als
ein innerer, geistiger, allmählicher Vorgang hingestellt wird
(z. B. Matth. 13, 31. 33; Mark, 4, 26—28). Diesen Widerspruch
zu erklären, ist trotz aller eifrigen Bemühungen noch
keinem orthodoxen oder liberalen Theologen wirklich ge-
huygen. Und er kann nicht gelöst werlen, solange Sir
beides: die Gleichnisse und die Predigt vom Reiche gleichermaßen
als die tatsächlichen Äußerungen eines geschichtlichen
Jesus betrachten. Er kann nur geschichtlich
verstanden und gelöst werden; und zwar als eins unter
vielen ähnlichen Ergebnissen einer völligen Umgestaltung
der urchristlichen Propaganda:
als der Ausdruck eines tiefen und vollständigenWechselsinder
ganzen Form und dem ganzen Inhalt der ersten Verkündigung.
Welches der ursprüngliche Inhalt gewesen ist, kann nicht
zweifelhaft sein, gleichviel wie die Worte gelautet haben
mögen: es war die Predigt oder frohe Botschaft, daß Gott
seinen Stellvertreter, den Messias oder König „erweckt"
habe und daß dieser nun bald in den Wolken des Himmels
erscheinen und sein Reich auf Erden aufrichten werde
(Akt. 13, 32! 3, 22. 26). Dann aber kann die nachfolgende

*) Die näheren Beweise für diese Behauptungen sind in den
beiden ersten Abschnitten des Werkes von W. B. Smith gegeben
(I. „Der vorchristliche Jesus11, II. „Die Bedeutung des Beinamens
Nazoraeus").


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