Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 95
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 95

lernen und Wahrheit werden wir in allen Schichten finden.
Dinge, welche Weisen und Gelehrten entgangen sind,
können von Menschen erfaßt werden, die ihren Kenntnissen
nach nur Kinder sind im Vergleich mit jenen. Nichts als
lernen bringt nicht immer Licht, sondern ab und zu auch
Dunkelheit. Es ist ein wahres und im praktischen Leben
oft anwendbares Wort, das Goethe dem Ritter Götz von
Berlichingen in den Mund legt; als dieser seinen Knaben
fragt, ob er den Herrn von Berlichingen kenne, und das
Kind verstummt, sagt der Bitter: „Er kennt vor lauter
Gelehrsamkeit seinen Vater nicht/

Die Mehrheit der gebildeten Welt geht, ohne weiter
darüber nachzudenken, über alle Geschichten von Spukhäu-
sern und alle Erzählungen von Erscheinungen, über die
Behauptungen von prophetischen und hellsehenden Träumen
und ähnliche Dinge hinweg. Sie betrachtet all dies als
Auswüchse des vulgären Aberglaubens. Indes sind zahlreiche
Anzeichen vorhanden, daß sich dies ändern wird.
Es sind nur wenige Jahre her, daß sich an einer der ersten
Universitäten des Landes (Cambridge) eine Gesellschaft
von hochstehenden Männern gebildet hat, welche sich die
ernste Erforschung der gewöhnlich übernatürlich genannten
Phänomene zur Aufgabe machte.*) Dies war 1851 und
heute sind wir schon einenJSchritt weiter gekommen. Kein
zivilisiertes Land ist ohne mehrere solche Gesellschaften.
Auch beginnt die wissenschaftliche Welt allmählich jenen
Erscheinungen näher zu treten. Daß sie sich nicht übereilt
, ist vielleicht nur zum Besten und die Frucht wird um
so sicherer reif.

Freilich vorläufig ist es noch Regel, die Erscheinungen,
welche man unter dem Namen,,Spuk" bezeichnet, irgend einem
Zufall, einer Krankheit, einer Täuschung oder dem wirklichen
Betrüge zuzuschreiben. Natürlich ist dies der falsche Weg,
um Aufklärung zu erhalten. Ein Irrtum wird nicht dadurch
korrigiert, daß man ihn verlacht. Kein vernünftiger Mensch,
der die Tatsachen kennt, wird leugnen, daß durch Fanatismus
und Phantasie, durch unrichtige Beobachtung und
falsche Logik viel Falsches und Unwahres gebracht wurde,
aber das berechtigt uns nicht, alles summarisch ohne Prüfung
über Bord zu werfen. Auch könnnen vernünftige
Anschauungen unvernünftig verteidigt werden. Ein Glaube
kann auf Wahrheit beruhen, wenn auch einige seiner Yer-

*) Die Gesellschaft, gewöhnlich „ Geisterklub * genannt, hatte auf
Grund ihrer Untersuchungen die Überzeugung gewonnen, daß Erscheinungen
von verstorbenen Personen in der Todesstunde oder
nach dem Tode bewiesen sind.


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