Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 296
(PDF, 214 MB)
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296 Psychische Studien. XXXVI. Jahrgang. 5. Heft, (Mai 1909,)

9. Januar 1908 abends um die neunte Stunde wieder in
meinem Arbeitszimmer mit einer wissenschaftlichen Arbeit
beschäftigt, die ich schon einige Tage später abzuliefern
hatte. Ich sann gerade darüber nach, womit Sinnesschwingungen
, die keiner Zerlegung fähig sind, verglichen
werden könnten, und kam dabei auf die einfachen Stoffe
in der Chemie, wie z. B. Schwefel.

Ganz vertieft in dieses Thema, war ich eben im Begriff
, die Feder in das gegen die offen stehende Türe zu
rechts auf dem Schreibtisch stehende Tintenfaß zu tauchen,
als ich bei der gleichzeitigen Drehung des Kopfes nach
rechts im Türrahmen am Boden etwas sich fortbewegen
sah, wie das Ende einer Schleppe. Im selben Augenblick
, als ich dem Gedanken Raum gab, was denn das sein
könne, drehte ich den Kopf und schaute nach dem mit
elektrischem Licht matt erleuchteten Vestibül. Da
stand im Türrahmen in seiner ganzen Größe
in einem weißen Gewände, das die ganze Gestalt
von der Stirne an, mit den auf der Brust
gekreuztenArmen, wie eine wolkenartige Masse
einhüllte, mein Mann mit den nämlichen verklärten
Zügen, seine Augen fest auf mich gerichtet. Ich sprang
empor von meinem Stuhle und starrte unverwandten Blickes
die Geistererscheinung an. Im Moment, wie sich meine
Zunge löste und ich meinen Mann beim Namen rufen wollte,
verschwand das Phänomen.*)

*) Die sehr geehrte Verfasserin schreibt uns, was das Antlitz,
die Augen usw. dieser Erscheinung betrifft, zur Ergänzung nachträglich
: „Augen wie die des lebenden oder des toten Menschen,
mit Augenbrauen, Wimpern, Pupille usw. waren es nicht. Es
waren mehr nur Konturen, schattenhafte Zeichnungen, wie auch
von eigentlichen Zügen nichts definiert werden kann, außer der
Ernst und die Erhabenheit, welche die ganze Erscheinung an sich
trug. — Etwas ganz Besonderes möchte ich noch betonen, nämlich,
daß nicht der geringste Schreck über mich kam, weil ich vor Staunen
starr war und deshalb im Moment nicht sofort rufen konnte. Ich habe
schon als aufgewecktes junges Mädchen alle derartigen Erzählungen
in das Reich der „Einbildung* verwiesen. Als ich Physiologie
studierte, dann selbst einen bedeutenden Mediziner und guten Bekannten
Virchow's heiratete, da war es aus mit dem Glauben an
ein Fortleben nach dem Tode. Spätere sprachwissenschaftliche
Studien brachten mich zu der Überzeugung, daß die Seele existiert,
aber nicht, daß sie nach ihrer Lostrennung sich in irgend welcher
Weise wahrnehmbar machen kann. Wie gesagt: ich stellte mich
mit meiner Willenskraft zufrieden und mit dem Ausspruch meines
seligen Papa: „ Wer Recht tut, wird Recht finden", — angeblich eine
Mitteilung aus dem Geisterreiche, die eine Abmachung mit einem
seiner Freunde betraf, der nach Südamerika auswanderte, wo er
große Plantagen gekauft hatte: „derjenige, der zuerst sterbe, solle
dem andern mitteilen, wie es im Jenseits aussehe*. Papa erzählte


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