Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 302
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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302 Tsychische Studien. XXXVI. Jahrgang. f>. Heft. (Mai 1909.)

Helen Keller.*)

Von E. W. Dobberkau-Widar (Schirgiswalde).

Helen Keller, die junge blinde und taube Amerikanerin,
veröffentlicht im „Century Magazine" eine Schilderung ihres
Traumlebens. „Ich stand im Traum schon mit einem kleinen
Kind auf den Armen inmitten von Aufruhr und Waffenlärm
, und mit leidenschaftlichen Worten flehte ich russische
Soldaten an, die Juden nicht niederzumetzeln. Die furchtbarsten
Szenen des indischen Aufstandes oder die Bluttage
der französischen Revolution habe ich im Traume nacherlebt
. Vor meinen Augen gingen Städte in Flammen auf,
und ich bekämpfte das Feuer, bis die Erschöpfung mich
lähmte. Gräßliche Gemetzel überfluteten die Welt und
verzweifelt kämpfte ich, um meine Freunde zu retten.
Einmal im Traume brauste über Land und Meer die Kunde,
daß der Winter vom Norden her über die Welt sich senken
würde, und die Eisszene zog heran, um unser mildes Klima
in Frost und Schnee zu begraben. Ich höre das Rauschen
vieler Wasser. Manchmal kommt im Schlafe ein wundervolles
Licht zu mir. Welches Leuchten und welche Schönheit
! Ich schaue und starre es an, bis es entschwindet.
Im Wachsein ist der Geruch und der Tastsinn mein Führer
und Dolmetsch. Im Schlafe taste ich nie. Niemand führt
mich. Sicher und unbehindert gehe ich durch verkehrsdurchflutete
Straßen, und ich genieße eine Unabhängigkeit,
die sonst meinem körperlichen Dasein nie gegeben ist/

Ich muß mich wundern darüber, daß man im Okkultismus
so wenig von Helen Keller hört, die meines Erachtens
eins der größten Phänomene in der Menschheit ist. Man
weiß nicht, was man mehr bewundern soll: das Wunderwerk
der Erziehung an dieser blind und taub Geborenen oder
die Entfaltung der seelischen und — „seherischen" Kräfte
in ihr, die uns beweisen, wie gewaltige und rätselvolle
Kräfte im Menschen schlummern, der schönsten und reifsten
Blüte am Baume organischer Entwicklung.

*) Vgl. „Helen Keller, Die Geschichte meines Lebens*, mit eigenhändiger
Originalwidmung und hochinteressanten Abbildungen (z. B.:
Miss Sullivan, ihre Lehrerin, buchstabiert H. K. ihre Lektüre in
die Hand; H. K. betastet eine Nike-Statuette; H. K. als Studentin),
die originellste, jemals geschriebene Autobiographie, ein wahrer
„Hymnus des Kulturerfolgs *; und: ^Optimismus, ein Glaubensbekenntnis
*, ein wahrhaft ergreifendes Büchlein. Beide Hauptwerke
sind in immer neu notwendig gewordenen Auflagen (letzteres zu
1 M., jenes zu M. 6.50 — illustriert in Halbfranz zu 15 M. —) bei
Robert Lutz in Stuttgart erschienen. — Red.


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