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454 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1909)
bei, daß dieser, sobald ich in London angekommen sei,
einen gewissen Vorsehlag zu meinen Gunsten den beiden
anderen Exekutoren unterbreiten werde. Drei Wochen
später befand ich mich in London. Der Testamentsvollstrecker
war derselbe, den mir „Phinuit" beschrieben
hatte; das Testament war so abgefaßt, wie „Phinuit" mir
gesagt hatte, der Vorschlag zu meinen Gunsten wurde
ebenfalls gemacht und meine Schwester, welche in den
letzten drei Tagen das Sterbebett meines Vaters nicht
verlassen hatte, erzählte, daß der Kranke sich wiederholt
über die Anwesenheit eines Alten am Fußende seines
Bettes beklagt hatte, welcher ihn mit der Forderung,
seine Privatinteressen zu regeln, belästigte. (Gezeichnet:
Mr. N. u. Mrs. N.)
Hierzu sagt Sig. Bozzano: „Man muß zugeben, daß auch
dieses Vorkommnis durch die spiritualistische Hypothese
untersuchen, bis zu welchem Grade die telepathische Hypothese
in Rechnung gezogen werden kann, vor allem bezüglich
des Phänomens der Erscheinung; sodann der anderen
Vorfälle, welche mit jenem Phänomen in Beziehung standen.
Man kann die ganze Geschichte telepathisch erklären, wenn
man über den mehr oder weniger künstlichen Charakter
der Mutmaßungen hierzu hinwegsieht. Was die Erscheinung
am Totenbett und die mit ihr zusammenhängende Voraussage
in der S^ance der Piper betrifft, so müßte man annehmen
, daß das Unterbewußtsein des im Trance befindlichen
Mediums (den sog. Spirit „Doktor Phinuit" personifizierend
und ihn in Gestalt eines Greises darstellend) dieselbe
halluzinatorische Objektivierung telepathisch dem Gedankengang
des Kranken übermittelt habe (Das ist in der Tat
weit hergeholt! P.)
Die Erfüllung der Todesprophezeiung müßte man in
einem Phänomen der telästhetischen Aufnahme der organischen
Affektion betrachten, welche das Leben des
Vaters in kurzem zu zerstören drohte. Was schließlich die
anderen Tatsachen betrifft, wie z. B. die Beschreibung
des Testamentsvollstreckers, die Enthüllung des väterlichen
Testaments und der zugunsten des Mr. N. N. gemachte
Vorschlag, so genügt es auf die einfache Hypothese des
Gedankenlesens auf Entfernung zurückzugreifen. —
Man sieht, alle diese Fälle, selbst die auffallendsten,
kann man mehr oder weniger mittels der telepathischen
Hypothese erklären, wenn man die verschiedenen Modalitäten
der Manifestation derselben bedenkt. Im allgemeinen verdient
diese Tatsache wohl bedacht zu werden, ehe man sich
wunderbar erklärt wird.
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