Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 471
(PDF, 214 MB)
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Seiling: Goethe's Unsterblichkeitsglaube. 471

wiederum in den verschiedensten Lebensaltern vertretenen
Keinkarnationsidee. Daß er mit dieser Lehre nicht etwa
nur sein Verhältnis zu Frau v. Stein schwärmerisch zu erklären
versucht hat; zeige ich an etwa einem Dutzend Belegen
.*) Und wenn es wahr ist, daß unser Dichter-Denker
ein liosenkreuzer war (wie ich in Vorträgen des allem Anschein
nach sehr sachkundigen Dr. Rud. Steiner habe behaupten
hören), dann war die Lehre von der Wiederverkörperung
für Goethe erst recht der über allen Zweifel erhabene
Bestandteil eines sorgfältig gehüteten Geheimwissens,
Daß er ein solches besessen haben muß, verraten gleichwohl
manche dem Exoteriker durchaus unverständliche Stellen,
wie: „Die Sonne tönt nach alter Weise usw." und „Tönend
wird für Geisterohren (nicht Geistesohren, wie gewöhnlich
zu lesen ist) schon der neue Tag geboren" und „Auf! bade,
Schüler, unverdrossen die irdische Brust im Morgenrot!"
Bezeichnenderweise fielen denn auch mit Bezug auf den
„Faust" gegen Eckermann die Worte: „Dem Eingeweihten
wird der höhere Sinn nicht entgehen." Ein mystisches
Wissen verraten ferner namentlich das „Märchen" und die
leider unvollendeten „Geheimnisse".

Die dem Kanzler Fr. v. Müller „sehr lieblos und ge-
niütlos" vorgekommene abfällige Äußerung über das Wiedersehen
hat meiner Ansicht nach als Ausdruck einer vorübergehenden
Stimmung nicht mehr Wert, als z. B. die den
Protestanten ebenso sehr verwundende Bezeichnung der
Reformation als eines „verworrenen Quarkes, wie er uns
täglich zur Last fällt" (Brief an Knebel im August 1817j.
Jedenfalls darf jene abfällige Äußerung über das Wiedersehen
nicht gegen den Unsterblichkeitsglauben ausgespielt
werden, da Goethe gerade am selben Tage (19. Okt. 1823)
kurz vorher zum Kanzler gesagt hat, daß in gewisser Beziehung
„jeder den Beweis der Unsterblichkeit in sich
selbst trage". Und was das Wiedersehen betrifft, so hat
Goethe sich sonst des öfteren in bejahendem Sinne ausgesprochen
. So im „Werther" (zweimal), in „Stella", in den
„Wahlverwandtschaften" und besonders bemerkenswert bei
der Besprechung der Gedichte von J. H. Voß in der
, Jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung" (1804). Daselbst
heißt es: „Denn so gewiß nach überstandenem Winter ein
Frühling zurückkehrt, so gewiß werden sich Freunde,

*) Einen mir entgangenen, besonders überzeugungstreuen Ausspruch
darf ich vielleicht an dieser Stelle nachtragen. Goethe
schreibt nämlich am 2. Juli 1781 an Frau v. Stein: „Wie gut ist's,
daß der Mensch sterbe, um nur die Eindrücke auszulöschen und gebadet
wieder zu kommen."


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