Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 538
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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538 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 9. Heft. (September 1909.)

**chen Schauen, Träumen und Denken war mein Blick halb
nach innen, halb nach außen gerichtet.

Da sah ich in einiger Entfernung einen Käfer quer
über den Weg krabbeln. Wenn ich den Abstand meiner
Schritte beibehielt, mußte mein rechter Fuß gerade auf den
Käfer treffen und ihn zermalmen. Jetzt stehe ich dicht
vor ihm, er kriecht hart am Bande meiner Fußsohle hin.
Ob er ahnt, wie sehr er in meiner Gewalt ist? Die geringste
Bewegung, und er ist nur noch ein dunkler Fleck.
Hat er ein Bewußtsein von sich und seiner Lage, so muß
er mich sein „Schicksal" nennen. Sicherlich — ich bin für
den Käfer, was für uns Menschen das geheimnisvoll
wirkende Fatum ist. Wie viele Tierchen habe ich auf
diesem Wege nicht schon unbewußt zertreten, wie viele
zwischen meinen Schritten zufällig verschont! Ist seelisches
Bewußtsein in ihnen, so werden sie sich von dem Wesen
des „Mensch-Schicksals", das da mit riesenhaft schattenden
Beinsäulen auf sie zukommt, einen entsprechenden Begriff
machen: Die einen (wie der vorhin geschonte Käfer) werden
das Mensch-Schicksal preisen als eine Macht, die gütig ihr
Bestes will und mit Gerechtigkeit und Liebe das Käferleben
regiert. Die anderen sagen: „Das Mensch-Schicksal ist ein
mutwillig zerstörendes grausames Wesen", — sie sind Kindern
in ihrer naiven Zerstörungslust begegnet. Andere wieder
mögen meinen: „Nein, das Mensch-Schicksal ist weder grausam
j noch gut; es ist blind und absichtslos und herrscht
ohne Sinn und System. Hier hat es vernichtet und einen
Käfer aufgespießt oder ihm die Flügel abgerissen; dort hat
es vorsichtig einen Käfer aus einer Pfütze befreit, behutsam
aus dem Wege geschoben. Aber im ganzen können wir
keinen geistigen Plan, keine Methode und Moral in diesem
Wirken erkennen. Es ist das vollkommen wahllos Zufällige
/ Ein anderer Teil endlich behauptet vom Mensch-
Schicksal: „Es lohnt und straft die Käfer nach ihren Guttaten
und Sünden, und wo es dich verwundet oder tötet,
da ist dein Böses schuld, auch wenn du es nicht zugibst
und erkennst."

vollen Beitrag (dat. Schloß Ising aoi Chiemsee b. Traunstein,
28. VII. 09) u. a.: „Bei dem ernsten Charakter Ihrer Zeitschrift
würde ich nicht eine bloße „Phantasie* mit plauderhafter Einleitung
einsenden, wenn ihr wirklicher Inhalt nicht ein sehr ernster und
wohl auch tiefer wäre. Vielleicht überzeugen Sie sich, daß hier
durch die Methode einer besonderen Analogie bildung die Vorstellung
vom „Schicksal" in einer Weise beleuchtet wird, die
weit mehr ist, als nur eine Spielerei der Phantasie. Mir schien
diese Einkleidung am meisten geeignet, ein im Grunde mystisches
Thema der Fassung des Bewußtseins nahe zu bringen. - Red.


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