Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 548
(PDF, 214 MB)
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548 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 9. Heft. (September 1909.)

gestrengten Emanzipation aus dem Sattel, und ersetzt man
das egoistische System der Arbeit und Staatsgesellschaft
durch das der altruistischen Gegenseitigkeit, so fällt die
Frauenemanzipation auf Nimmerwiedersehen in den Brunnen.

Die denkende Frau in Genf, von der nunmehr gesprochen
werden soll, gehört nicht zu den so zu nennenden
Emanzipationsweibern, obgleich sie gezwungen ist, als Postbeamtin
ihr tägliches Brot zu erwerben, sondern zählt zu
der spärlich vorhandenen Kategorie von Wesen des
schönen Geschlechts, welche Geist und geistige Schaffenskraft
besitzen, ohne daß ihre weibliche Physik und Moral
zu kurz gekommen. Darum bekunden ihre Schriften einen
anderen Charakter, als es bei denen der Schreiberinnen und
Schreierinnen der Emanzipation der Fall, und verdienen
ernsthaft geprüft zu werden. Bei den Klopffechterinnen
toller Weiberemanzipation findet man kaum einen vernünftigen
Gedanken; wohl aber an dessen statt Phantasterei
llabulisterei, Mangel an Logik und Harmonie und viel von
Unfähigkeit, das Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden
. Solche Abnormitäten oder auch Gewöhnlichkeiten
bietet die Dame in Genf nicht dar; aus diesem Grunde
halten ihre Arbeiten der Kritik stand und lesen sich gut.
Hiermit sei jedoch nicht gesagt, daß alles von der klugen
Genferin Ausgesprochene Evangelium sei; ihre Schriften
müssen so mit einem Korn Salz gelesen werden, wie andere
gute Schriften, Nichts ist vollkommen in der Welt dei
Beziehungen; allein manches hat mehr Wahrscheinlichkeit
für sich, als so vieles andere. Jedenfalls steckt die Dame
zu Genf die meisten Genossinnen ihres Geschlechts zehnmal
in die Tasche und übertrifft auch, wenn nicht an
Wissen, so doch an freier Geistigkeit einen und den
anderen, mit goldenen Sklavenketten versehenen ordentlichen
Professor.

Indem man diese Tatsache in das Auge faßt, frägt
man sich, was eine derartig erleuchtete, zugleich wohl geschulte
und auch edel-weibliche Frau in einem Genf sehen
Postkontor zu suchen habe. Doch, jeder, der weiß oder
ahnt, was Nationalökonomie und Jurisprudenz des Egoismus
bedeuten und welcher Wert sichcrem Brote zukommt
in der Hölle des Balgens und Haufens um den letzten
Platz am Tische des Lebens, beantwortet schwierigere
Fragen, als die oben gestellte. Es gereicht der Dame zum
Ruhme, inmitten banausischer und banaler Beschäftigungen
der geistigen Arbeit sich zu widmen und mittelst derselben
Fragen höherer Ordnung zu prüfen, allgemeine Wohlfahrt
zu fördern und auch der Kunst Dienste zu leisten.


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