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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet.
36. Jahrg. Monat Oktober. 1909»
I. Abteilung.
Historisches und Experimentelles.
Die kleine Stasia.
Von Josef Pet«$r, Oberst a. D. (München).
(Fortsetzung von Seite 509.)
Nach Darlegung dieser Tatsachen bespricht Dr. Ocho-
rowicz das Phänomen in eingehender Weise und zeigt, daß
Betrug und Täuschung etc. ausgeschlossen sind. Vor allem
wird erwähnt, daß die Platte aus einer neuen und unberührten
Schachtel stammte, von einer vorherigen Präparation
also nicht die Rede sein kann. Auch ein Gehilfe
konnte nicht im Spiele sein, denn es war niemand zu
Hause, und überdies kennt Mlle. Tomczyk nicht ein Wort
Französisch und konnte sich mit niemand verständigen.
Niemand hat ihr Zimmer betreten. Noch schwerwiegender
ist aber, was Dr. Ochorowicz über die Aufnahme des
Bildes sagt: „Bei der Einstellung auf 50 Zentimeter hätte
der Kopf eines Erwachsenen nicht Platz auf der Platte gehabt
, sogar der Koj)f eines Kindes wäre viel zu groß gewesen
. Auch bin ich bei aufmerksamer Prüfung der
Stellung des Apparates, des Tisches und des Sessels zu
dem Schlüsse gekommen, daß es einer lebenden Person,
erwachsen oder nicht, unmöglich ist, die Stellung zu
nehmen, die nötig war, dies Bild zu erhalten: sitzend hätte
der Kopf den Apparat überragt; knieend hätte sie nicht
das Bild der Brust geben können. Nur eine Person, kleiner
als ein Kind von sechs Jahren, das einen noch kleineren
Kopf und weder Beine, noch Unterleib hätte, würde die
nötige Stellung einnehmen können, um dies Bild zu erzielen
. So kann man sagen, daß vom optischen Standpunkt
aus die Verhältnisse bewunderungswürdig gewählt waren,
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