Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 580
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0584
580 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1909)

nur mit kalter, engherziger „Wissenschaftlichkeit * Beweise
finden will und sofort von Betrügerei spricht, sowie ihm
derartige Seelenzustände im Medium entgegentreten?

Meines Erachtens nein und tausendmal nein! Mag
jener Forscher mit leblosen Wesen experimentieren — dort
gehört er hin! Die abgrundtiefen Gebiete des Seelenlebens
soll nur der bearbeiten, der überalJ das Menschliche, oft
leider nur Allzumenschliche mit mildem, verzeihendem
Auge betrachten und verstehen kann! —

Noch einen Fall von „Betrug" will ich anführen, den
ich selbst an mir beobachtete; ich war damals auch noch
Abc-Schütze im Spiritismus. Es war bei einer Tischsitzung,
wo gebeten wurde, die Geister möchten den ganzen Tisch
hochheben, ohne daß wir ihn berührten. Mein rechter Fuß
stand gerade so, daß er beim Beugen des Fußgelenkes den
Tisch mit leichter Mühe heben konnte und dies konnte nicht
beobachtet werden, da wir bei Dämmerlicht saßen.

Jene Bitte war noch nicht lange ausgesprochen worden
— da packte es mich wie eine Zwangsvorstellung des Neu-
rasthenikers: „Heb' den Tisch mit deinem Fuße!u Ich war
im Halbtrance, das heißt ich sprach als Medium, ohne doch
ganz meine Besinnung verloren zu haben. Doch es klangen
mir meine Worte wie aus unendlicher Ferne gesprochen in
den Ohren und mir war, als ob ich weit weg von meinem
Körper mich befände, — ein Zustand, den ich als Kind oft
bekam und der auch jetzt noch mich befällt, besonders dann,
wenn ich meine Arbeiten für okkultistische Zeitschriften
schreibe oder öffentlich als Vortragsredner spreche.

Wie mich also jene Zwangsidee befiel, bäumte ich mich
dagegen auf, um ihr zu widerstehen. Aber ich unterlag.
Ich hob meinen Fuß und damit den Tisch empor, sodaß
meine Freunde ob dieses herrlichen „Beweises* ganz freudig
erregt wurden.

Ich erwachte sofort nach dieser Handlung zu vollem
Bewußtsein und brach die Sitzung ab. Erst nach mehreren
Wochen und auf vieles Drängen meiner Freunde habe ich
später wieder an Sitzungen teilgenommen, — den Glauben
an die „Geister" hatte ich aber damals lange verloren und
mußte ihn mir erst nach langem Hingen mit mir selbst
wieder erkämpfen.

Hätte ich nun „wissenschaftliche Forscher4* mit im
Zirkel gehabt und sie hätten meinen „Betrug" gemerkt, so
wäre ich als Betrüger entlarvt gewesen. So aber zog i\h
für mich selbst den Schluß aus meinem Erlebnis, daß ich
einer Suggestion zum Opfer fiel. - Denn der Forscher bei
all meinen Sitzungen war ja einzig ich, weil nur ich


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0584