Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 590
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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590 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1909.)

Glaube hält vor der Kritik nicht stand: gleichviel ob man
das Ich als konkretes im Bewußtseinsinhalt oder als abstraktes
in der reinen Bewußtseinsform sucht. Denn das
inhaltliche, konkrete oder empirische Ich ist auf allen
Stufen seiner Entwickelung (vom leiblichen zum seelischen
und vom sinnlichen zum persönlichen Ich) selbst nur ein
seelisches Phänomen: ein mehr oder minder veränderlicher
Komplex zahlreicher Vorsteliungs-, Gefühls- und Empfindungsmassen
. Es ist das Ergebnis mehr oder minder
verwickelter Assoziationen und als solches der Spielball von
Faktoren, die hinter dem Bewußtsein tätig sind: wie schon
daraus hervorgeht, daß es durch Krankheiten allmählich
oder plötzlich umgewandelt, durch Altersschwäche oder Gedächtnisschwund
aufgelöst und bei Geistesstörungen sogar
in verschiedene Iche gespalten werden kann. Und nicht
besser steht es mit dem abstrakten, formellen Ich der Bewußtseinsform
. Auch diese ist nach Ausweis der Erfahrung
nicht aktiv, sondern passiv. Sie ist nichts Beständiges,
denn sie wird durch bewußtlose Zustände unterbrochen.
Ja, sie hat überhaupt kein selbständiges Sein, sondern entsteht
und vergeht mit den wechselnden Inhalten aus den
gleichen vorbewußten Ursachen wie diese. Und so ist
denn der Glaube an das Ich als den vermeintlichen realen
und substantiellen Träger einer bewußten Seelentätigkeic in
jeder Form unhaltbar*) (54—64).

Die Beziehungen zwischen Leib und
Seele. — Nach der gewöhnlichen Ansicht besteht
zwischen Leib und Seele Wechselwirkung. Dabei
gilt der Leib als etwas, was selbständig außerhalb der
Seele da ist, und man nimmt an, daß er der Seele durch
Reize irgendwelche Eindrücke erteilt, auf die sie dann vermöge
ihrer eigentümlichen Beschaffenheit mit Gefühlen und
Empfindungen antwortet. Für die reine Bewußtseinslehre
ist diese Deutung unannehmbar. Denn weder der Eindruck
, den die Seele vom Reiz empfängt, noch die antwortende
Tätigkeit, deren Ergebnis die Empfindung ist,
fallen ins Bewußtsein: beide sind, wenn sie überhaupt sind,
unbewußt seelische Vorgänge, die nur mittelbar erschlossen
werden können. Und auch der Reiz selbst ist etwas
Außerbewußtes, das sich als Vorgang im Gehirn sogar

*) Vergl hierzu das ausgezeichnete Werk von Arthur
Drews: „Das Ich als Grundprohiera der Metaphysik*, wo der
Glaube an die Realität des Ich (das „Cogito ergo sum") in all seinen
geschichtlichen Erscheinungsformen widerlegt und so der ganzen
heutigen „ Bewußtseinsphilosophie * unserer Katheder der Boden
unter den Füßen weggezogen wird.


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