Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 597
(PDF, 214 MB)
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Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 597

Aber die Philosophen gehen nicht so weit, allen
Träumen wahrsagenden Charakter oder dergleichen zuzuschreiben
. Plato allerdings scheint der Meinung gewesen
zu sein, daß man auf alle Träume bauen könnte, wenn der
Mensch seinen Körper vor dem Einschlafen in einen Zustand
zu bringen vermöchte, daß Irrtum und Verwirrung
sich nicht mehr in die Träume mengen würden.*) Aristoteles
, — von dessen Werken man ähnlich wie bei Bacon
sagen kann, daß sie die Summe des Wissens seiner Tage
darstellen, — beschränkt die Fähigkeit des Vorherwissens
auf gewisse begnadete Individuen. Seine Ansicht lautet
wörtlich: „ Es ist nicht unglaubhaft, daß gewisse Persönlichkeiten
im Traume Prophezeiungen erhalten. * **)

Nun ist ja die heutige Ansicht von dem phantastischen
und imaginären Charakter der Träume der Hauptsache
nach richtig; es ist auch richtig, daß, wenn die Sinne durch
den Schlaf überwältigt sind, das Urteil entweder gänzlich
verloren geht oder doch nur teilweise und getrübt zur
Tätigkeit kommt. Dies sind Tatsachen, welche gewöhnlich
schon bei einer oberflächlichen Beobachtung unserer nächtlichen
Empfindungen als ganz zweifellos erkannt werden.
Ob aber die Ansicht der Alten über den höheren Charakter
einiger Träume in Ausnahmefällen nicht genügend begründet
ist, das ist eine viel schwierigere Frage. Übrigens war
jene Ansicht durchaus nicht auf die Alten beschränkt, sie
hat zu allen Zeiten bestanden. Sir Thomas Browne sagt
zum Beispiel: „Daß es dämonische Träume gibt, haben wir
wenig Ursache zu bezweifeln, warum soll es keine engelhaften
geben? Wenn es Schutzgeister gibt, dann können
sie nicht untätig im Schlafe sein, sondern mögen manchmal
unsere Träume ordnen und manche seltene Winke, manche
Anregungen und manche Rede, welche uns überrascht,
mögen aus solchen Quellen kommen/ —

Gewiß ist, daß die Grundlage mancher Träume auf
Suggestionen zurückzuführen ist, welche aus vorbeigegangenen
Gedanken und Wünschen stammen oder von
Begebenheiten, welche sich während des Traumes ereignen

identisch mit Halluzinationen. Holland sagt, daß die Beziehungen
und Ähnlichkeiten zwischen Traum und Wahnsinn wohl beachtenswert
seien. Ein in die Wirklichkeit gesetzter Traum kann Wahnsinn
werden in ein oder der anderen seiner häufigen Formen, und
umgekehrt, Wahnsinn ist oft ein wachender und in die Wirklichkeit
gebrachter Traum. Auch Abercrombie erklärt, daß eine merkwürdige
Analogie zwischen den geistigen Erscheinungen des Wahnsinns
und des Traumes bestehe.

*) Cicero „De Donatione", üb. I, §§ 29, 30.
**) „De Divinaticme et Somniis," cap. I.


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