Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 649
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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v. Schnehen: Die Seelenlehre von Eduard v. Hartmann. 649

Die Seelenlehre von Eduard v. Hartmann.

Ein Eeferat von Wilhelm v. Schnehen.

(Fortsetzung statt Schluß von Seite 596.)

II. Die materiellen Grundlagen des Bewußtseins
oder das physiologische Unbewußte.

Erkenntnistheoretische Voraussetzungen.
— Wenn die materiellen Anlagen und Veränderungen des
Leibes dazu dienen sollen, die Entstehung und Veränderung
der bewußten Erscheinungen zu erklären, so müssen zwei
Voraussetzungen erfüllt sein: einmal muß der Leib selbst
unabhängig vom Bewußtsein reell da sein, und zum anderen
muß er irgendwelchen Einfluß auf das Bewußtsein haben
oder dieses irgendwie von ihm abhängig sein. Wie diese
Abhängigkeit des Näheren gedeutet wird, ist zunächst
gleichgültig: sie darf nur nicht ganz geleugnet werden,
wenn die physiologische Erklärung des bewußten Seelenlebens
überhaupt einen Sinn haben soll. Wer jede Abhängigkeit
des Bewußtseins vom Körper bestreitet, der
spottet seiner selbst, wenn er von leibliehen Vorgängen
irgendwelche Aufklärung über die seelischen erwartet.
Und wer die Materie für einen bloßen Sinntrug und den
Leib für eine bloße Summe von Empfindungen oder Vorstellungen
ausgibt, der dreht sich in einem sinnlosen
Kreise, wenn er die einfachen Empfindungen, aus denen
sich das „Wahrnehmungsbiid" eines „Leibes* aufbaut,
rückwärts wieder aus dessen Veränderungen abzuleiten
versucht. Jede physiologische Erklärung in der Seelen-
lehre hat den transszendentalen Eealismus in der Erkenntnislehre
zur Voraussetzung. Und das in der zünftigen
Philosophie der Gegenwart übliche Schaukelspiel zwischen
materialistischer Seelenlehre und idealistischer Erkenntnis-
lehre ist eine gedankliche Gaukelei, mit der sich die Betreffenden
nur selbst verblenden (S. 109—113)*).

Gefühl, Wille und Charakter. — Entsprechend
ihrer verschiedenen Beschaffenheit (vergl. oben S. 586)
haben Schmerz und Unlust auch verschiedene leibliche
Grundlagen. Die Schmerzempfindung entsteht in den
grauen Strömen des Rückenmarkes; sie hört auf, wenn
diese aus irgendwelchen Gründen unempfindlich werden,
und dient den Lebewesen zur Warnung gegen Schädlichkeiten
: besonders gegen solche, die häufig vorkommen und
die Körperoberfläche betreffen (114). — Ganz anders dagegen
ist Lust und Unlust zu beurteilen. Jene entsteht

*) Auch Wundt und seine Schüler trifft dieser Vorwurf!


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