Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 655
(PDF, 214 MB)
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v. Schnehen: Die Seelenlehre von Eduard v. Hartmann. 655

Anlagen" Benecke's verwechseln. Denn mit all diesen
Begriffen hat die Hypothese der unbewußt seelischen
Tätigkeit nichts gemein. Und diese ist auch nicht etwa
bloß etwas Minderbewußtes. Zwischen. Bewußtem und
Unbewußtem gibt es keinen fließenden Übergang, keinen
bloßen Unterschied des Grades. Beide sind spezifisch verschieden
: wie das Produzieren und das Produkt. Unbewußt
ist der Geist in seiner schöpferischen Tätigkeit, bewußt
als deren Erzeugnis: d. h. als seelische Erscheinung;
unbewußt ist er in seiner Aktivität, bewußt wird er, wo
er zur Passivität gezwungen oder der zeitweilig aufgezwungenen
Passivität wieder entledigt wird (142—144).
Betrachtet doch auch die physiologische Seelenlehre das
Bewußte als Erzeugnis eines Unbewußten, freilich nur eines
ungeistigen, rein materiellen Unbewußten. Da sollte man
doch an der Entstehung des bewußten aus dem unbewußten
Geiste oder aus dessen Beziehungen zur Materie
keinen Anstoß nehmen (145).

Übrigens kann auch schon die Erkenntnislehre der
unbewußt seelischen Tätigkeit nicht entbehren, sondern
braucht sie als unbewußte synthetische Kategorialfunktion:
als vorbewußte apriorische Tätigkeit, die aus dem sinnlichen
Rohstoff der Empfindungen die räumlichen Wahr-
ne^mungsbilder aufbaut und so erst eine wirkliche Er-
renntnis der äußeren Welt ermöglicht.*) Und auch die
Biologie drängt immer entschiedener zu der Annahme im-
m^chanischer, also unbewußt seelischer Tätigkeiten, welche die
Organismen bilden, erhalten und den jeweiligen Umständen
zweckmäßig anpassen.**) Wir brauchen also nur eine
schon auf anderen Gebieten notwendig gewordene und
durch ihren Erklärungswert gerechtfertigte Hypothese in
die Seelenlehre herüberzunehmen. Dann wird das Bewußtsein
zu einem bloßen Erzeugnis des unbewußten Geistes-
lebnes in seiner Wechselbeziehung zur Materie, und der
unbewußte Geist wird zu dem vorbewußten schöpferischen
Quell, aus dem der ganze Reichtum des Bewußtseins herfließt
. „Die Unproduktivität und Passivität des Bewußtseins
wird ergänzt durch die Aktivität und Produktivität
unbewußten Geistes. Und dem Geiste als Einheit des bewußten
und unbewußten Geistes wird die Tatkraft und

*) Vergl. Ed. von Hartmann: „Grundriß der Erkenntnislehre*;
ferner „Kategorienlehre*, und „Kant's Erkenntnistheorie und Metaphysik
", 8. 62 ff. Außerdem aber Wiih. Windelband „Geschichte
der neueren Philosophie", S. 67—69.

**) Vergl. Hartmann „Grundriß der Naturphilosophie* und
„Das Problem des Lebens/


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