Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 713
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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v. Schnehen: Die Seelenlehre von Eduard v. Hartmann. 718

Materie überhaupt ein höheres Seelenleben hervorgehen
und dieses wieder auf jene einwirken. Die Automatismen,
Reflexe und Instinkte aber erscheinen nun wesentlich als
niedere Stufen, die sich in Anlagen der Ganglien, des
Rückenmarks und der niederen Hirnteile niedergeschlagen
haben. Und die Mechanisierung ist nichts weiter als
eine Einschränkung des Zellwillens: eine Hinlenkung desselben
nach bestimmter Richtung oder auch eine Bindung
des Wollens der die Zelle zusammensetzenden Moleküle
und Plastidule, durch die das Wollen der Zelle als solcher
entlastet wird (148—149). —

Während von der Bewußtseinslehre das Gefühl als die
Ursache des Wollens angesehen werden muß, erweist sich
nun umgekehrt das unbewußte Wollen als die Ursache
des Gefühles. Und zwar entspringt die Unlust aus der
Nichtbefriedigung des gehemmten und dadurch auf sich
selbst zurückgeworfenen Wollens (oder physiologisch gesprochen
: aus dem Übergang der lebendigen Kraft in
Spannkraft), die Lust dagegen aus der Befriedigung des
sich wieder frei auswirkenden Wollens (== Ubergang von
Spannkraft in lebendige Kraft). Der Wille aber ist auf
jeder Stufe wesentlich, wenn auch nicht ausschließlich,
auf Selbsterhaltung gerichtet. Daher erregt alles, was
diese fördert, im allgemeinen auch Lust, was sie stört,
Unlust. Und insofern 'der Charakter als die Gesamtheit
der angeborenen Triebe das Wollen des einzelnen bestimmt,
entscheidet er auch darüber, was Lust und LTnlust bereitet
(149—151). —

Den Leib beherrscht das Wollen dadurch, daß es die
in den Zentralorganen angesammelten Spannkräfte auslöst
und sie als treibende oder hemmende Innervationsimpulse
in bestimmter Richtung entsendet. Dabei dienen ihm die
ererbten Anlagen in den Nerven wohl als Hilfsmechanismen
; aber es muß doch, auch wenn es noch so gut auf
ihren Gebrauch eingeübt ist, in jedem Einzelfall wieder
neu unterscheiden, an welchen Stellen des Gehirns es
Spannkraft auslösen, in welche Nervenbahnen es sie überleiten
und ob es mit deren Strom auf die niederen Organe
antreibend oder hemmend wirken will. Und ebenso steht
es bei der Aufmerksamkeit und der Apperzeption.
Das A ufmerksam s e i n ist die Folge des Aufmerkenwolle
ns. Jedes Lebewesen nimmt von seiner Umgebung
(im allgemeinen) nur das wahr, was es wahrnehmen will.
Und alles vernünftige und zweckvolle Denken beruht
darauf, daß das unbewußte Wollen die ungeeigneten Vorstellungen
beim Auftauchen unterdrückt und die geeigneten


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