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Peter: Das Bild der kleinen Btasia und die Skeptik
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muß diese unterbewußten*) Erklärungen notieren, denn sie
spiegeln die supranormalen Empfindungen wieder, welche
auf andere Art nicht zugänglich sind. Man muß sie nicht
vernachlässigen unter dem Vorwand, daß sie vom Standpunkt
der gegenwärtigen Wissenschaft aus lächerlich erscheinen
.tf
Das Bild der kleinen Stasia und die Skeptik.**)
Von Josef Peter, Oberst a. D. (München).
Es war wohl vorauszusehen, daß der Bericht von Dr.
Ochorowicz über „die kleine Stasia* und das Bild derselben
großes Aufsehen erregte. Wie ich schon an dieser
Stelle erwähnt habe, trägt das Ansehen des Gelehrten, sein
unantastbarer Charakter und seine erprobte ruhige und besonnene
Art zu experimentieren, am meisten dazu bei, daß
die Skeptik diesmal angesichts eines so unerhörten Phänomens
nicht, wie sie es doch gewohnt ist, rundweg ablehnt
. Sie ist in Verlegenheit: einerseits widerstrebt es ihr,
die Echtheit des Phänomens anzunehmen; andererseits ist
es doch nicht gut angängig, einer Autorität wie Dr. Ochorowicz
gegenüber den überlegenen zu spielen und zu sagen,
daß er, der Kurzsichtige und Leichtgläubige, die Fahrlässigkeit
begangen habe, sich von einem jungen Mädchen täuschen
* zu lassen. Es können aber auch solche Meinungen noch
auftauchen, — hat man es doch seinerzeit Sir William
Crookes nicht besser gemacht! Das Geplänkel eröffnet Mr.
Guillaume de Fontenay in den „ Annales des Sciences«***)
Er beginnt damit, sich und die Kritik, das notwendige
Übel, zu beklagen, da er sehr richtig erkennt, daß, so wie
die Dinge stehen, nur eine Annahme für die Skeptik möglich
ist: Betrug, natürlich seitens des Mediums! Aber nun
ist das einmal d#s Los aller Medien und der kritische
Geist der Skeptik muß seine Zweifel aussprechen. De
Fontenay sagt, er habe die böse Eolle auf sich genommen,
da er wisse, daß das Medium kein Wort Französisch versteht
und also die schrecklichen Zweifel in ihre Ehrlichkeit
nicht erfährt, und dann auch deshalb, weil er überzeugt sei,
daß Dr. O. selbst das Medium vollkommen rechtfertigen
werde durch Ergänzungen der zwei oder drei Punkte, welche
er selbst als zweifelhaft bezeichnen werde.
*) Sind sie wirklich unterbewußt? Die Minderwertigkeit
der Erklärungen im Sinne unserer heutigen Wissenschaft ist jedenfalls
kein Beweis gegen die spiritistische Hypothese. P.
**) Vgl. hierzu das Bild auf S. 691 des Dezemberheftes. — Red.
***) Nr. 17 und 18, 1909.
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