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Peter: Das Bild der kleinen Stasia und die Skeptik. 7
Was die Behauptung Stasia's betrifft, daß sie vor dem
Objektiv auf einem Stuhl gesessen habe, so fällt es de
Fontenay schwer, dies zu glauben, denn „nach dem, was
man auf dem Bilde sieht, kann man ausrechnen, daß sich
die Lehne wenigstens 40 Zentimeter, wahrscheinlicher sogar
42 bis 45 Zentimeter über dem Sitze befand. Stasia
überragt die Lehne um den ganzen Kopf (8 bis 10 Zentimeter
) und da sie im Ganzen 60 bis 65 Zentimeter mißt, so
sieht man, was für die Beine beiben müßte, wenn sie so gesessen
hat, wie sie behauptet*.
Der unerklärliche Teil des Bildes ist, wie dies auch
Dr. O. selbst eingehend besprochen hat, die sonderbare
Umrandung des Kopfes. Sie bietet, wie bereits Dr. O. erwähnte
, der Skeptik die meisten Anhaltspunkte. D&
Fontenay bemerkt richtig, daß unter zehn Personen, welche
das Bild sehen, acht sagen werden: „Dies. ist ausgeschnitten
!tt Ob richtig oder falsch, diese Idee drängt sich
zuerst auf. Selbstredend ist die Erklärung, welche die
kleine Stasia gibt, uns völlig unverständlich. — De Fontenay
sagt, er verstehe diese Kugeln nicht, welche das Gesicht
so sorgfältig schonen und nur auf der Kontur sichtbar
sind. Sie zu erklären, kommt der Kritiker auf eine ungeheuerliche
Hypothese: die kleine Stasia benütze ihre Herrschaft
über MUe. Tomczyk dazu, letztere zur betrügerischen
Herstellung des photographischen Phänomens zu bestimmen
. Was tut das Medium? Es verschafft sich natürlich
eine Photographie, eine Zeichnung oder Photogravüre
und richtet sie so her, daß sie nur mehr die brauchbaren,
d. h. nicht verräterischen Teile des Bildes für die photographische
Wiedergabe enthält, also Kopf und oberen Teil
der Büste. Alles übrige muß verschwinden, muß zugedeckt
werden und das geschieht sehr einfach durch ein schwarzes
Papier, das entsprechend ausgeschnitten ist. So erhält man
die mysteriöse Umrandung. Fehlen nur die „Kugeln*.
Auch hier weiß de Fontenay Rat: man sticht mit einer
Nadel Löcher in die Umrandung, voila tout! Die kleine
Stasia hat ja solche Nadelstiche schon im Scherz bei jenem
Leseversuch durch einen Karton geübt! Mr. de Fontenay
findet selbst die Hypothese nicht sehr haltbar und seine
Imitationen, welche die „Annales" bringen, sind recht wenig
überzeugend. Um die Skeptik ist es eine merkwürdige
Sache! Um einer Hypothese, der man aus irgend einem
Grunde feindlich gegenübersteht, wie z. B. der spiritistischen
und in diesem Falle vielleicht auch der animistischen, zu
entrinnen, konstruiert man die gewagtesten Möglichkeiten
zieht unglaubliche Dinge an den Haaren herbei, legt sich,
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