Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 18
(PDF, 204 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0022
18 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1912.)

führte Heinrieh Noe, namentlich gegen das Ende seines
Lebens, jenseits der Grenzen ästhetischer Anschauungsweise
in das Gebiet mystischer Kontemplation.

Der Anblick der erhabenen Gebirgswelt befreite den
Wanderer vorübergehend aus den Banden von Eaum und
Zeit und ließ seine Seele, wie er im „Brennerbuch14 (1899,
S. 265) sagt, „an den Grenzen der Beschaulichkeit in das
stille Land hinüber sich verirren".

So saß er einst an einem Sonntagmorgen am Fenster
einer Herberge auf dem Bittener Hochplateau bei Bozen
— wie er in dem eben genannten Buch (S. 264) erzählt —,
„während undeutliche Stimmen zahlloser Glocken aus der
Tiefe hallten, die Sonne sich voll in die Scheiben legte,
das Kund entlegener Zackengruppen blinkte, alle Bewohner
des Hauses zur heiligen Messe fortgegangen waren, sich
nichts mehr zu regen schien auf der weiten Fläche bis in
die schneeigen wälsehen Berge hinein: da sänftigte sich
Wünschen und Wollen und, aufgeschreckt durch irgend
etwas aus diesem wachen Schlafe, ward uns klar, daß wir
während jener Augenblicke geglaubt haben, daß es keine
Welt mehr gäbe.*

Aber nicht nur die Erhabenheit der Berge, auch der
eigene Glanz des Lichtes, wie ein solcher in der kalten
Jahreszeit am Südabhang der Alpen zur Erscheinung
kommt, versetzte Noö in kontemplative Zustände.

Schopenhauer hat in seiner Ästhetik feinsinnig
dargelegt, wie die Wirkung des von Steinmassen zurückgeworfenen
Lichts im strengen Winter auf den Beschauei
ein Gefühl hervorzurufen vermöge, welches man als Übergang
von dem Gefühl des Schönen zu dem des Erhabenen
ansehen könne, indem die Strahlen der niedrig stehenden
Sonne nur noch leuchteten, ohne zu erwärmen und dadurch
nicht mehr dem Willen, sondern nur noch der Erkenntnis
dienten. (Vergl. Schopenhauer, „Welt als Wille und Vorstellung
/ I, S. 3, § 39.)

Wo in der trockenen Winterluft des Südens das intensive
, von Bergwänden zurückgestrahlte Licht die Materialität
der Dinge für das Auge aufzulösen scheint, ist die von
Schopenhauer angeführte geheimnisvolle Wirkung des
Lichts sogar imstande, die Seele zu mystischen Zuständen
jenseits der Empfindung des Erhabenen hinüberzuleiten.
Dies war bei Heinrich Noe der Fall. Der Glanz des
Bozener Spätherbst- und Winterhimmels spiegelt sich in
den schönen Gedanken wieder, die Noe in dem nach
seinem Tode von dem Heinrich Noe-Denkmal-Komitee


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