Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 35
(PDF, 204 MB)
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Peter: Th. Flournoy's „Esprits et MMiums". 35

alle seine Wesen aber endlich und alle ihre Attribute ephemer,
die Atome und die Sternennebel, die Körper und das Bewußtsein
, die Freuden und die Sehmerzen, die Liebe und
der Haß . . . Das Schauspiel dieser ewigen Evolution, in
welche alles tritt und in welcher nichts besteht, wiegt uns
in Schlaf, wie der magische Rhythmus des Ozeans, dessen
Wogen sich nicht individualisieren und nur einen Augenblick
am Licht des Tages leuchten, um sogleich wieder zurückzufallen
in den dunklen Abgrund des großen Alls. Das
ist herrlich!"

Aber diese Stimmung hält nicht an; sie macht uns seekrank
. Treffend sagt Flournoy: „Jedesmal, wenn ich versuchte
, mich in die Hülle dieser Philosophie zu stecken,
hatte ich das Gefühl, daß mit dem reellen und dauernden
Wert unseres individuellen Seins auch alle anderen Werte
verschwanden, alle Interessen, die uns an diese Welt binden,
alle Motive und Vernunftgründe zu leben ... Das „Ding"
oder die Substanz der Monisten hat gut ewig sein, wenn
die Personen, welche es erzeugt, es nicht sind und die
Güter, welche es einen Augenblick vorgaukelt, ebenfalls
zum Nichts verdammt sind.44 —

Dr. Flournoy hat sehr Recht, wenn er sagt, daß, wenn
die erbaulichen Reden HseckcFs über die Dreieinigkeit des
Wahren, Schönen und Guten nicht hohl für die Ohren
klingen sollen, man zuerst *tlie famose „Substanz* vergessen
muß, welche die edelsten Helden, wie die schlechtesten
Kanaillen ergibt und sie einen Augenblick später mit der
gleichen Indifferenz verschlingt. Es muß ein Gefühl bitterster
Ironie erregen, wenn man Tugend predigen und uns
armen Marionetten, die wir ohne Dauer und ohne ein
Morgen sind, ein Glück versprechen hört. „Vanitas vani-
tatum, omnia vana!tt „Dies Wort des alten Weisen/
sagt Flournoy, „fällt mir ein, noch verstärkt mit allen den
tragischen Erweiterungen des modernen Pessimismus, wenn
ich die monistischen Prediger höre und hinter ihrer frömmelnden
Gestalt, wie im Totentanz Holbein's, das Gespenst
der „Substanz" — pardon, des Todes — stehen sehe, das
sich bereit macht, bestimmt und hoffnungslos die in uns
kaum erwachte herrliche, wissenschaftliche, künstlerische
und ethische Entfaltung zu durchschneiden, zu welcher
man uns mit so flammender Begeisterung einladet!*

Und denjenigen, welche schon das Grab sich schließen
sahen über ihre teuersten Schätze, das Grab, das mit einem
Schlage den unschätzbaren Wert der herzlichen Zuneigung
vernichtete, der die Krone, der vernünftige Grund des
Seins, der einzig verständliche Zweck aller anderen Werte

3*


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