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Kurze Notizen.
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Carl von Klincko wstroem (München) jüngst in der „Land-
wirtsch. Rundschau", Wochenschrift für ostdeutsche Land-
und Forstwirte, No. 46 vom 18. November 1911, in einem
längeren Artikel „Wasserversorgung und Wünschelrute*
einige interessante Hinweise. Es heißt dort: „Der letztjährige
Wasserversorgungstag in Königsberg, auf dem eine Reihe
hervorragender Wasserfachmänner für die Wünschelrute
eintraten, muß geradezu als ein Wendepunkt des Kampfes
bezeichnet werden. Stadtbaurat Goette (Plauen), Bauamtmann
Henle (München) und Wasserwerksdirektor Zinck
(Halherstadt) brachten ihre hochinteressanten Erfahrungen
zur Kenntnis, — eine Tatsache, die allein schon genügen
sollte, ein Verdammungsurteil als revisionsbedürftig erscheinen
zu lassen. Das Münchener Städtische Wasseramt
benutzt stets und mit bestem Erfolge einen Rutengänger
zum Aufsuchen von Rohrbruchstellen. Vor kurzem hat der
bekannte Erfinder des Roburit, Dr. Karl Roth, über ungemein
interessante und lehrreiche Experimente mit der
Wünschelrute berichtet, die er auf dem neuerschlossenen
Thermengebiete von Homburg v. d. H. zu machen Gelegenheit
hatte. (Vgl. „Das Wasser«, 1911, No. 18 und 21).
Solche Beispiele ließen sich häufen. Es ist darnach nicht
mehr angängig, einen gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen
dem Rutenausschlag und dem Vorhandensein von unterirdisch
fließendem Wasser einfach zu leugnen. Die Mißerfolge der
Rutengänger sind eigentlich nur für den Fernstehenden
überraschend. Schon die Unzuverlässigkeit des menschlichen
Sinnesapparates muß einen gewissen Prozentsatz von Mißerfolgen
bedingen. Auch der beste Schütze schießt bisweilen
daneben, — um wieviel eher der Rutengänger, der
unter weit ungünstigeren Bedingungen arbeitet. Kennen
wir doch von den der Erscheinung zugrunde liegenden Gesetzen
vorerst so güt wie garnichts! Zudem wird eine gerechte
Statistik noch dadurch erschwert, daß der Rutenmann nicht
nur auf Wasser, sondern auch auf eine ganze Reihe anderer
Stoffe reagiert, so daß die Möglichkeit der Täuschung
wiederum erheblich wächst. Was die Erklärung der Erscheinung
betrifft, so bieten Dr. E. Aigner's Ausführungen
in der Einleitung zu meiner „ Bibliographie der Wünschelrute
" (München, bei O. Schönhuth Nachf., 1911) wohl die
beste Grundlage zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung der
Wünschelrutenfrage. Es ist danach die von der luftelektrischen
Forschung festgestellte Absorptionserscheinung
der von der Erde ausgehenden Gammastrahlung durch das
Wasser (und evtl. auch durch audere Stoffe), auf die der
Organismus des Rutengängers reagiert. Die physiologische
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