Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 104
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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104 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1912.)

heit gehabt als der gewöhnliche Menschenkörper? Auch
das ist höchst unwahrscheinlich.*)

Wir sehen also, daß auch jene 2. Kategorie nur mit
großer Einschränkung zu gelten hat; es können durchaus
nicht alle sogenannten Wunder hierdurch erklärt werden.
Wer nicht eine gewaltsame Durchbrechung der Naturgesetze
annimmt, d. h. überhaupt auf die Annahme solcher
verzichtet, kann unter keinen Umständen Berichte von
Totenerweckungen als historisch anerkennen. Und ähnlich
verhält es sich mit vielen anderen Berichten der Bibel:
Verwandlung des Wassers in Wein, Wandeln auf dem See,
wunderbare Teilung des Brotes u. a. m. Bei allen diesen
„Wundern* dürfte man vergeblich fragen, welche vielleicht
noch unentdeckte Naturgesetze hier Aufschluß geben
könnten. —

Es ist also sehr wahrscheinlich, daß ein Teil der in
der Bibel berichteten „Wunder* nicht auf Wahrheit, sondern
auf Dichtung beruhen; es sind eben diejenigen, die auch
durch kein eventuell später zu findendes Naturgesetz erklärt
werden können. Dagegen bleiben noch eine Anzahl
von Berichten übrig, mit denen gleichfalls die Wissenschaft
bis vor kurzem nichts anzufangen wußte, die z. T. auf
Naturgesetzen beruhen, welche bis jetzt nicht genügend bekannt
waren. Wir haben also keinen Grund, solche Berichte
für unhistorisch zu erklären, sofern sie nicht aus

*) Wie die Berichte über Totenerweckungen im neuen Testamente
entstanden sind, bedarf noch im einzelnen der Aufklärung.
In der Erweckungsgeschichte der Jairustochter handelte es sich
anscheinend um eine Scheintote; es wird uns berichtet, daß Jesus
selbst gesagt habe: „Das Mägdlein ist nicht gestorben, es schläft
nur*. Die Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain
erinnert in ihrer Darstellung sehr an „die Erweckungsgeschichten
des Elias und Elisa (z. T. wörtliche Übertragung aus 1. Reg. 17r
2. Eeg. 4) und hat also als solche nur beschränkten historischen
Wert; zugrunde liegt wohl auch hier die Erweckung eines Scheintoten
. Der Bericht von der Auferweckung des Lazarus (vielleicht
in dem Zusammenhange mit dem Gleichnis) ist schon deshalb stark
anzuzweifeln, weil er nur in dem Johannisevangelium überliefert
ist, das als Geschichtsquelie nur sehr bedingten Wert hat und in
einer granz anderen Sphäre entstanden ist als die 3 ersten Evangelien
. Was endlich die Totenerweckung Act. 9, 36 ff. betrifft, so weist
schon R. Knopf in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte in dem
zu erwähnenden Bibelwerk auf die Ähnlichkeit hin, die zwischen der
Erweckung der tabbijta Act. 9, 36 ff. und der tallijta Marc. 5, 38 ff.
besteht; entweder ist der Bericht in der Apostelgeschichte unhistorisch
und etwa durch Vertauschung des b mit 1 entstanden, die
sich im Hebräischen sehr ähnlich sehen, oder er hat, was an dich
wohl wahrscheinlicher ist, einen historischen Kern (Auferweckung
einer Scheintoten), dessen Bericht von dem des MarcusevangeliunH
beeinflußt worden ist. TBeide Namen klein, weil aramäisch.)


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