Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 107
(PDF, 204 MB)
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Hänig: Wunderglaube und Spiritismus

107

Ähnlich verhält es sich mit der Stelle Daniel V, Vers 5:
„Und der König ward gewahr der Hand, die da schrieb.*
Daß das Buch nicht von Daniel herrührt, sondern von
einem Juden, der etwa um das Jahr 160 v. Chr. lebte,
dürfte ebenso wenig zu leugnen sein, wie die daraus folgende
Tatsache, daß die Prophezeiung in dem Buche nichts ist
als der Bericht der Zeitereignisse von dem angeblichen
Daniel bis zu dem Verfasser des Buches (cfr. die „Alexandra",
d. h. Kassandra des Lykophron um dieselbe Zeit). Das
schließt allerdings nicht aus, daß sich manche historische
Wahrheit in dem Buche findet. Was den geheimnisvollen
Spruch an der Wand betrifft, so hat man ihn verschieden
zu deuten versucht; vielleicht ist er nichts anderes als
ein Witzwort des Volkes, das damit etwa seinem Spott
über die sinkende Macht des Königs Ausdruck geben
wollte; es ist vielleicht (s. Marti: „Das Buch Daniel", im kurzen
Handkommentar zum alten Testamente desselben) nichts als
eine Aufzählung von Münzen in absteigender Linie: 1 Mine,
1 Mine, 1 Sekel und 2 Perez. Daß sich im Anschluß
hieran leicht die Vorstellung bilden konnte, daß dieses
Wort eine Warnung Gottes gewesen sei, und weiterhin,
daß er das Wort selbst allen sichtbar geschrieben habe
(cfr. unsere Vorstellung vom „Finger Gottes"), ist sehr erklärlich
. —

Es bleibt hier nur noch übrig, noch auf eine andere
„Materialisation* einzugehen, die auch Lobb erwähnt hat.
Sie betrifft das Problem der Auferstehung Jesu. Absolut
lösbar kann es schon deshalb nicht sein, weil die Uberlieferung
gerade über diesen Punkt durchaus unzuverlässig
und widersprechend ist (cfr.Arnold Meyer: „Die Auferstehung
Jesu").

Daß hier Berichte aus verschiedenen Zeiten nebeneinander
stehen, ist sehr wahrscheinlich; wie in vielen Berichten
des neuen Testamentes, läßt sich auch hier eine
helbstständige Weiterbildung der Berichte erkennen, nachdem
einmal der Ausgangspunkt gegeben war.*) Daß

*) Wie denn überhaupt manche Berichte im neuen Testament
dadurch entstanden sein mögen, daß man alle Aussprüche, die sich
im alten Testament auf den „kommenden Messias" bezogen, später,
als Jesus gestorben war, auf diesen übertrug (natürlich erst, nachdem
Jesus mit diesem Messias identifiziert worden war); daß sich diese
Prophezeiungen wirklich auf jene Gestalt bezogen (und nicht wie
z. B. bei Micha auf das israelitische Volk) und wirklich in Erfüllung
gehen würden, daran zweifelte man nicht. 8o konnten
sich auch die Berichte von der Auferstehung Jesu selbstständig
entwickeln, da Ähnliches schon im alten Testament voraus-


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