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144 Psychische* Studien. XXXIX. Jahrg. 3. Heft. (März 1912.)
von den Teilnehmern gelieferten Stoff ist eine Art Mantel
gebildet, der über das Fehlen des Körpers hinwegtäuscht
und in allen drei Fällen außerordentlich geschickt
drapiert wurde. Die Erscheinungen stehen seitlich
rechts von dem im Lehnsessel ruhenden Medium auf
dem gleichmäßig gefärbten Hintergrund. Alle 3 Köpfe
erzeugen einen flachen Eindruck; es fehlt der lebenswahre
Aufdruck, das Relief, was auch aus dem Fehlen der dem
einfallenden Licht entsprechenden Schatten hervorgeht.
Man möchte an gemalte oder gezeichnete Köpfe denken,
die mit Hilfe des grauen Schleiers geschickt drapiert sind,
so daß die scharfen Ränder des ausgeschnittenen Karton-
papieres nicht den Ursprung der Materialisation verraten
können.
Das als Nr. 5 reproduzierte Bildnis entstand am 26. Febr.
1909. Im eine positive Grundlage zur Beurteilung photo-
g^aphierter Phantasmen zu bekommen, sah sich Verfasser
veranlaßt, die Photographie eines hübschen Frauenkopfes (vgl.
Abb. Nr. 6) in Mousselin einzuhüllen, dieselbe an die Frisur
eines auf einem Stuhl sitzenden weiblichen Versuchsobjektes
zu befestigen und von dieser Imitation eine phoiographische
Aufnahme herzustellen, die als Kontrollphotographie hier
verwendet ist. Da feine große Schleier nicht zur Hand
waren, so verwandte Verfasser einen ziemlich dicken
Mousselinstoff. Die Qualität des Kopf Schleiers ist auch
l icht von ausschlaggebender Bedeutung. Die größere
Schärfe der Imoda'schen Photographie beruht auf der
Verwendung von 10 Gramm Blitzpulver, während Verfasser
nur 3 */* Gramm benützte. Der Frauenkopf des
Verfassers entstammt der Reproduktion eines gemalten
Porträts, während man über diesen Punkt bei der Imoda-
schen Aufnahme nur Vermutungen äußern kann. Der
Vergleich dieser beiden auf so verschiedene Weise erzielten
Kopfaufnahmen zeigt eine derartige Übereinstimmung
im Aussehen und in der Qualität th*s Sujets, daß man
der Versuchung kaum widerstehen kann, fih Inioda V
Produkt einen ähnlichen Ursprung anzunehmen, wie für
dasjenige de* Verfassers.
Wenn noch ein Zweifel vorhanden ist, daß es .sieh
in der überwiegenden Zahl der Imoda'schen Wiedergaben
um gezeichnete, gemalte Objekte, nicht um Aufnahmen
der lebendigen Natur handelt, so wird derselbe durch den
am 19. November 1909 photographierten verschleierten
Kopf gründlich widerlegt (S. 23 des Werkes). Demi auf
diesem Bildnis überschneidet der linke Unterarm di*k Huste
unterhalb des Halses; die linke Hand stützt den etwas
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