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146 P«> einsehe Studien. XXXIX. Jahns. 3. Heft. (März 1912.)
nach rechts geneigten Kopf. Die Sehleierumrahmung ist
geschmackvoll und künstlerisch wie ein Bilderrahmen
angeordnet (vgl. Abb. Nr. 7).
Der schlecht und hart gezeichnete Kopf entstammt
offenbar von einem mittelmäßigen Künstler. I>ic Schatten
sind falsch und entsprechen nicht dem Lichteinfall
, besonder* derjenige, der vom Arme auf den Hals
fällt Man vergleiche damit die feine Modellierung und
die Halbschatten auf dem Kopfe des Mediums. Der Arm
wurde total verzeichnet, ein Handgelenk und Handform entsprechen
nicht der Natur. Vor allem aber läuft an dem
unteren schnurgeraden Rande1 des Armes ein dicker,
schwarzer, wie mit dem Lineal gezogener Strich, der in
völlig mißverstandener Weise den Schatten des Arnims
»narkieren soll, demnach mit Notwendigkeit gezeichnet
sein muß. Es könnte sich hier auch um eine schlecht reproduzierte
und retouchierte Photographie handeln, in
welche der Arm nachträglich hineingezeichnet wurde.
Auf diejenigen Bilder, die nur ganz kleine, kaum
sichtbare Fragmente des last ganz verhüllten Genehm
bieten, z. B. ein Auge (Sitzung vom 11. Aprii 1909, S. 163;
(»der Auge und den halben Nasenrücken (Sitzung vom
18. April 1909, S. 107) oder ein Auge und die ganze Stirn
(Sitzung vom 23 Januar 1909, S. 121) kann hier nicht
eingegangen werden. Außerdem unterscheiden sich die
sichtbaren Teile in keinem Punkt von der Qualität der
übrigen Bilder.
Noch \ie] besser und deutlicher tritt der Mangel an
Naturwahrheit bei den drei in dem Weike vorhandenen
Kinderbildnissen (photographiert am 25. Jiaiuar 1909, S. 121,
ferner am 14. Januar 1911, S. 243 und am 23. Mai 1911,
S. 251) hervor, die sämtlich denselben Typus vertreten,
nämlich den stilisierten Engelskopf der kirchlichen Renais-
saneemalerei mit affektiertem, unwahrem Augenaufschlag.
Das eine der 8 ir Frage kommenden, in denselben
Schleierrahmen wrie die Frauenbildnisse aufgenommene
Kinderporträt iS. 243 Sitzung \om 14, Januar 1912) wird
von Imoda als Photographie des im Jahre vorher verstorbenen
Knaben Cesarino P. angesprochen. Eine gewisse
entfernte Ähnlichkeit mit der Originalphotographie <h^
Knaben läßt sich zwar nicht abstreiten, aber bei näherer
Betrachtung zeigt das Gesicht des angeblichen Phantasmas
einen ausgesprochenen weiblichen Typus, übrigens darf
bei dieser Gelegenheit doch nied unerwähnt bleiben, daß
die Eltern des Kindes nach seinem Tode in fast allen
Zimmern ihrer Wohnung große Photogiaphien desselben
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