Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 162
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0166
162 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 8. Heft. (März 1912.)

Nachdem Linda Gazerra eine Einladung des Verfassers
zu einer Sitzungsserie im Frühjahre 1911 abgelehnt hatte,
wiederholte derselbe seine Aufforderung im Herbst 1911.
Er erklärte sieh bereit, die Untersuchungen mit dem
Medium mehrere Monate hindurch auf seine Kosten fortzusetzen
uuter der Bedingung, daß Linda Gazerra in eine
gründliche körperliche Untersuchung vor und nach jeder
Sitzung einwillige und die vom Experimentator vorgeschlagenen
strengeren Versuchsbedingungen akzeptiere.
Auch diese zweite Aufforderung wurde abgelehnt. —

Kritik der Versuche.

Eine kritische Prüfung der Leistungen des Mediums
Linda Gazerra muß, wenn sie objektiv und gerecht sein
soll, die Möglichkeit von durch den medialen Organismus
hervorzurufenden anormalen, zurzeit unerklärbaren Wirkungen
und Erscheinungen voraussetzen.

Nun wäre allerdings nichts einfacher und leichter, als
aus den bereits vorstehend erörterten Schwächen der Versuchsresultate
eine radikale Ablehnung derselben abzuleiten
und die sämtlichen Phänomene als Produkt einer bewußt
oder unbewußt ausgeübten Schwindelei hinzustellen, wie es
Dr. Charpentier im „Matin" getan hat.

Die Erfahrung lehrt jedoch, daß unbewußt betrügerische
Darstellungen, sowie gemischte (halbechte) Phänomene
bei denselben Personen neben den reinen unverfälschten
Leistungen des Mediumismus vorkommen, wie das
ganz klar bei Eusapia Paladino bewiesen ist. Außerdem
erlaubt der Anschein des Betruges noch durchaus nicht
immer den Schluß auf sein wirkliches Vorhandensein.

Wenn wir z. B, irgend ein Materialisationsprodukt vor
uns sehen, z. B. die Form einer weißen, flachen Hand, das
Bild eines Kopfes oder weiße Stoffe, so sind wir durch den
gewohnheitsmäßigen Assoziationszwang genötigt, an analoge
Bilder aus unserer Erfahrungswelt zu denken. Die weiße
Hand zeigt unverkennbare Ähnlichkeit mit einer aus
Papier geschnittenen Form, der porträtartige Charakter des
Kopfes erinnert uns an eine vergrößerte Photographie und
das Stoffgewebe erzeugt die Vorstellung von Spitzen,
Schleiern und feinster indischer Seide.

Jedenfalls könnte man mit Hilfe dieser Gegenstände
uns leicht denselben Eindruck vortäuschen: andererseits
aber besteht gerade der mysteriöse Charakter der psychodynamischen
Phänomene darin, daß sie die verschiedensten
Möglichkeiten und Kausalbeziehungen bieten, daß sie
uns also auch solche visuellen Eindrücke zu erzeugen ver-


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