Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 183
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Freudenber^r: Denkende Tiere

183

gebracht und sein Ichgefühl entwickelt. Hieran schlössen
sich Übungen aus dem Gebiet der Geometrie und Physik,
Vorversuche zur Erforschung eines Riehtungssinnes , sowie
Suggestionsversuche, während Herr von Osten gleichzeitig
fortfuhr, mit dem Pferde Lese- und Rechenübungen vorzunehmen
, die immer überraschendere Resultate ergaben.

Um festzustellen, ob es sich bei Hans um eine Ausnahmeerscheinung
, um eine ungewöhnliche Begabung oder
aber um normalen „Pf erde verstand* handle, erwarb Krall
zwei junge Araberhengste, Muhamed und Zarif.

Am 2. November 1908 begann deren Schulbildung, die
in vereinfachter und rationeller Weise durchgeführt wurde,
wobei die von Osten'sche Methode, soweit bewährt, beibehalten
, deren Fehler jedoch vermieden wurden. Bereits
Ende März des folgenden Jahres waren beide Schüler so
weit, daß sie nicht nur vortrefflich lasen, sondern auch im
Rechnen (Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Dividieren,
Potenzieren,Wurzelausziehen und Rechnen mit Unbekannten)
als genügend ausgebildet gelten konnten und darin öfters ihren
Lehrmeister übertrafen. Welcher Scharfsinn dazu gehörte,
diesen Unterricht der Natur des Tieres anzupassen, welche
Ausdauer erforderlich war, den störrischen Sinn der launenhaften
Pferde zu überwinden, das grenzt ans Wunderbare
und nötigt uns gegenübe? dem Verfasser die außerordentlichste
Hochachtung ab.

Nachdem dieser Standpunkt im Rechnen erreicht war,
legte Krall späterhin auf die weitere Ausbildung darin keinen
Wert mehr. Beide Pferde hatten ihm zur Genüge bewiesen,
wie leicht ihnen diese Sache fiel. Mit Recht hielt er daher
für die Folge die Förderung ihres Sprachverständnisses
für ungleich wichtiger, weil die sich auf dieser Grundlage
aufbauenden selbständigen Äußerungen überzeugender
für ihre Denkfähigkeit sprechen.

Einen getreuen Mitarbeiter hat Krall in Dr. Aug.
Schoeller (Elberfeld) gefunden, der die schwierige Arbeit
durch seine tätige Hilfe unterstützte und förderte. Eine
gewisse geistige Selbständigkeit der Pferde war schon beim
Buchstabieren nach dem Gehör hervorgetreten, indem die
Tiere sich eine eigene, rein phonetische Rechtschreibung
schufen, die vom Lehrer verständnisvoll beibehalten
wurde. Die Pferde griffen eine Menge von Worten
nach Sinn und Bedeutung auf, die ihnen weder beigebracht,
noch an der Tafel vorgeschrieben waren. Welche Wonne
dem unermüdlichen Lehrer die erste selbständige Äußerung
„erklären!K bereitete, die ihm sein Schüler auf eine nicht
verstandene Frage zur Antwort gab, wird jeder Leser

IS*


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