Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 185
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Freudenberg: Denkende Tiere.

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kundig. Vernehmlich spricht in der Bibel Bileam's Esel
zu seinem Herrn. In des Äsop Fabeln reden Tiere aller
Art ebenso wie im deutschen Volksmärchen, im deutschen
Tierepos und in den orientalischen Geschichten aus Tausend
und einer Nacht. Solchen Märchentraum hat Krall allerdings
nicht verwirklicht, auch nicht zu verwirklichen gesucht
. Wenigstens nur ganz nebenbei haben von Osten
und Krall untersucht, wie weit es den Organen ihrer Tiere
möglich wäre, artikulierte Laute wiederzugeben. Sie wußten,
daß dieses nicht der Weg war, der auf direkter Bahn zum
Ziele, zu der erstrebten Verständigung zwischen Mensch
und Tier führen würde. Von Osten und Krali erfanden
verschiedene, der tierischen Natur angepaßte Ausdrucksmöglichkeiten
lür ihre Schüler, welche diese erfolgreich gebrauchen
lernten, sobald zugleich ihre Denkfähigkeit eine
entsprechende Eniwickelung erfahren hatte.

Aber von dem einfachen Verständnis des mündlichen
Zurufs „Rechts* und „Links* bis zur bestimmten Begriffsbildung
von räumlichen und zeitlichen Verhältnissen, bis
zur Erweckung des Ichbewußtseins, bis zur spontanen
Äußerung des eigenen Willens in geordneter Satzbildung
— welch ein Weg! Wahrlich, die schlichte Darstellung
der Lehrjahre von Muhamed und Zarif in ihrer präzisen
Sachlichkeit bildet eine tiefere, ernstere, folgenschwerere
Lektüre als selbst eines 'Wilhelm Meistens Lehrjahre in
der Sprache eines Goethe. An dem Tage, an welchem Muhamed
auf die Frage: „Wenn du das rechnen willst, was mußt du
zuerst tun?", zur Antwort gab: „denken",*) da stand nebem
ihm sein Lehrer als Denker ein zweiter Kartesius, der zugleich
ein großer Woller und großer Vollbringer war. —

Es sei in Kürze noch der Einteilung des KralFschen
Werkes gedacht. Der erste Teil umfaßt nach kurzer Einleitung
in die Geschichte des klugen Hans die Unterrichtserfolge
, Sinnesprüfungen und Verstandesbeweise, und
unterrichtet uns sodann über die Eigenart von Lehrer
und Schüler, speziell über den Eigenwillen des Pferdes.
Der zweite Teil ist den eigenen Pferden des Verfassers,
Muhamed und Zarif, gewidmet. Er schildert uns den Beginn
des Unterrichts, das Erlernen von Zählen und Rechnen
, das Buchstabieren und Lesen,**) sowie die selbständigen

*) Denken = dtikti, da die Pferde den Vokal als richtige
Phonetiker gleich mit dem Konsonanten herübernehmen.

**) Auch zahlreiche französische und englische Wörter sind den
Pferden vertraut, die zu lernen ihnen selbstredend nicht schwerer
fällt als die deutschen im gleichen Sinne, da für sie alles „fremde*
Sprache ist.


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