Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 205
(PDF, 204 MB)
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Borniann: Noch einmal Emanuel Swedenborgs Geisterverkehr. 205

handelte „Traumorakel* *), mit dem er Swedenborg^ Gesichte
in den erwähnten Fällen zu erläutern versucht. Es gibt
ein spontanes Hellsehen, aber bei den echten Sehern
ebenso ein gewolltes. Daß nun in den Fällen Marte-
ville und anderen Swedenborg's Schauen ein gewolltes
war, ist keine Frage; denn er unterzog sich Aufgaben, die
ihm vom Wunsche andrer gestellt wurden. Daß er also
anders als beim Brande Stockholms, den er plötzlich gleichzeitig
und spontan in Gothenburg schaute, hierbei sein Wollen
künstlich auf den Weg leitete durch gesammeltes Denken
und den Schlaf, ist sehr glaubhaft, und daß er alles, was
ihm ^Ton fremder Seite aufgegeben wurde, sofort von selbst
in Gesichten und Geister verkehr übermittelt bekam, ist sehr
unglaubhaft. Swedenborg's eigene Seele mußte doch unbedingt
mit Beteiligung ihrer merkwürdigen Kraft teilhaben
an diesen Gesichten. Das wird auch bestätigt mit der von
Hübbe-Schleiden nach einem alten Berichte erzählten Angabe,
daß nach Swedenborg^ eigenem Ausspruche er die Verstorbenen
, mit denen er in Verkehr trat, persönlich oder
durch ihr Schaffen kennen mußte. Diese Bekanntschaft
kann sich aber nicht auf alle Fälle erstreckt haben;
denn den jungen Prinzen von Preußen, über den dessen
Schwester von ihm Auskunft begehrte, kannte er nicht und
kannte auch kaum den Herrn von Marteville, da in
den Berichten sonst dieser Bekanntschaft sicherlich Erwähnung
getan wäre. Wo also solche persönliche Beziehung
des Ich bei Swedenborg ganz fehlte, war eine Zureeht-
ftimmung seiner eigenen Seelenverfassung und tiefe Versenkung
ihm ein ganz wahrscheinliches Bedürfnis.

Fraglich darf nun allerdings befunden werden, ob man
die a n i m i s t i s c h e n Fähigkeiten soweit auszudehnen habe,
daß die angeblichen Geistereingebungen Swedenborg's sich
davon umfassen lassen, und darüber sind verschiedene Urteile
möglich. Du Prel selbst erstattet nicht einmal ein abschließendes
Urteil, wie er ausdrücklich zuletzt im genannten
Aufsatze bekennt, indem er versichert, daß er „der Belehrung
zugänglich* sei.**)

Es ist nun sehr wohl möglich, daß wir das Hellsehen
und Geistersehen Swedenborg's im Falle Marteville nnd in
ähnlichen Fällen durch die allein auf das eigene Ich beschränkten
Kräfte unzureichend erklärt finden, und gleichwohl
, um darüber hinauszugelangen, nicht etwa zur rein
spiritistischen Erklärung unsere Zuflucht zu nehmen brauchen.

*j Du Prel, ,,Made als Naturwissenschaft," II, S. 253 ff.
**) S. du Prel. .Studien nv< I, S. 278.


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