Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 217
(PDF, 204 MB)
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Kaindl: Gespenstergeschichte aus der französischen Revolution. 217

erweitern und zu vertiefen, wollen wir uns nun diesem
selbst zuwenden. Der Grund, warum ich aus einer Fülle
von wohlbeglaubigten Gespenstergeschichten dieser Art gerade
diese aus der fi anzösischen Bevolutionszeit erwählte,
ist hauptsächlich der, daß die darin berichteten Angaben
des Phantoms durch eine historische Tatsache eine Bestätigung
zu finden scheinen.

Ich entnehme diese Spukgeschichte den „Blättern aus
Prevorst*,*) welche von Dr. Justinus Kerner seinerzeit herausgegeben
wurden, und führe sie hier in den zwei Varianten,
in denen sie sich darin findet, wortgetreu und vollständig
an.

Die erste Variante erschien dort unter dem Titel:
„Die Mühle* (aus den „M£moires d'une femme de
qualitä sur Louis XVIII., sa cour et son regne,* Paris
1829. Band 4, Kap. 10, S. 143 sq.): „Da Ludwig XVIII.
fühlte, daß seine Kräfte mit jedem Tage sanken, konnte er
niemand von seinem Hofe mehr sterben sehen, ohne eine
traurige Kückanwendung auf sich selbst zu machen. Der
(iedanke seines nahen Endes betrübte und erschütterte ihn;
nichtsdestoweniger empfand er ein gewisses Vergnügen, davon
zu reden. Der Tod des Herrn v. Fontanes, der
ungefähr in seinem Alter war, hatte einen lebhaften Eindruck
auf ihn gemacht. Unsere Unterhaltung war an
diesem ganzen Tage traurig und düster. Ich kehrte, von
schwarzen Gedanken belagert, nach meiner Wohnung zurück
. Am folgenden Morgen hatte ich meine natürliche
Munterkeit noch nicht wieder erlangt, als ich einen Besuch
von einem meiner Freunde aus der Provinz, dem Obersten
Le Crosnier, empfing. Er bemerkte meine Traurigkeit,
und als er die Ursache davon erfuhr, sagte er: „Wenn der
Gedanke an den Tod Sie schon in solchem Grade erschreckt
, was würde es dann sein, wenn Sie, wie ich, den
Tod in Person gesehen hätten?4*

»Wie, Oberst, Sie haben den Tod gesehen?" — „Ja,
oder wenigstens einen der Bewohner seines Reichs, ein Gespenst
, ein Phantom, einen Schatten —, wie Sie es nennen
wollen !* — „Wissen Sie, daß Ihr Scherz nichts weniger als
unterhaltend ist?" — „Aber ich schwöre Ihnen, daß ich
nicht scherze/ —„Sie haben also eine Erscheinung gehabt ?u
— „Wie Sie sagen.* — „Sie erschrecken mich und reizen
meine Neugierde.1, — „Ich bin bereit, sie zu befriedigen/
antwortete der Oberst.

*) 11. Sammlung, Verlag Fr. Brodhag'sehe Buchhandlung-
Stuttgart 1838, S. 42 52.


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