Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 248
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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248 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1912.)

zeit. Auch Montesquieu hat Unrecht mit seiner Behauptung,
daß in nebligen, rauhen, düsteren Gegenden, wie in England,
die meisten Menschen Hand an sich legen. Ganz ähnlich
wie die Kurve bei den Monaten für Selbstmorde verläuft
die Kurve für Verbrechen, namentlich Sittlichkeitsverbrechen.
Der Einfluß der Religionen auf die Selbstmordziffern ist
wissenschaftlich nur schwer festzustellen; Tatsache ist, daß
der Buddhismus z. B. dem Selbstmord günstiger ist als das
Judentum, das Christentum, der Islam. Juden töten sich
immer noch weniger als andere Monotheisten. Der Anteil
der Konfessionen an den Selbstmorden ist1 eider oft tendenziös
entstellt und ausgeschlachtet worden. Es töten sich mehr
Protestanten als Katholiken. Auf den Wert einer Konfession
daraus zu schließen, würe ganz verfehlt. Andererseits ist
die Zahl der Verbrechen bei den Katholiken größer als bei
den Protestanten. Allerdings spielt die wachsende Irreligiosität
eine große Rolle. Der Tod erscheint nur als Erlösung
, wenn man an ein Weiterleben nach dem Tode nicht
mehr glaubt. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist von Einfluß;
in großen Städten (wie Berlin) töten sich mehr Mensehen als
auf dem Lande, aber andererseits sind in Schleswig-Holstein
mit seiner dünnen Bevölkerung die Selbstmorde häufiger
als im dicht bevölkerten Rheinland. Die wirtschaftliche
Lage, die Armut erhöhen die Selbstmordziffer nicht wesentlich.
Gebildete töten sich zahlreicher als Ungebildete; je mehr
Analphabeten, desto weniger Selbstmörder. Das Militär
spielt eine große Rolle; in Österreich bringen sich acht Mal
mehr Soldaten als Zivilisten um; man hat das meist auf
Mißhandlung zurükzuschieben versucht, das ist aber nicht
immer richtig. Auch in Deutschland töten sich zwei Mal
mehr Soldaten als Zivilisten. Offiziere und Unteroffiziere
nehmen sich noch mehr das Leben als der gemeine Mann.
— Die Ausführungsart ist natürlich auch ganz verschieden
in den einzelnen Ländern; bei uns herrscht das Erhängen
vor, in China weitaus das Vergiften. Frauen geheu oft ins
Wasser und greifen selten zur Schußwaffe. Besonders grausame
Todesarten sind immer ein Zeichen von Geisteskrankheit
. — Der Redner unterschied scharf die Ursache des
Selbstmordes vom Motiv, das zur Tat trieb. Uber solche
Dinge sagt uns die Statistik natürlich garnichts, denn da
wird Ursache und Motiv als Dasselbe behandelt, und außerdem
ist der Untersuchende garnicht in der Lage und auch
garnicht berufen, darüber zu urteilen; man urteilt nur nach
dem sehr äußerlichen Tatbestand. Der Nervenarzt erblickte
nun eine Zeit lang im Selbstmord zu sehr nur den Geisteskranken
; das brachte ihm verschiedene Gegner, einmal von


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