Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 249
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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(iaupp: Zur Psychologie dta Selbstmordes.

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Seiten der Kirche, dann aber auch von Seiten der Soziologen,
die womöglich nur die wirtschaftlichen Lebensumstände und
Verhältnisse für den Selbstmord verantwortlich machen
wollen. Nach der Statistik geben (abgesehen von eigentlicher
Geisteskrankheit) Trunksucht, körperliche Leiden,
unglückliche Liebe, finanzielle Verluste, Examensdurchfall,
bei Kindern oft Uneinigkeit der Eltern, Mißhandlung der
Mutter durch den Vater und Angst vor körperlicher
Züchtigung den häufigsten Anlaß. Die Sektion von Selbstmördern
ergab nun allerlei interessante Aufschlüsse, besonders
zeigte es sich, daß bei weiblichen Selbstmördern biologische
Vorgänge eine große Rolle spielen können. Aber um die
Tat zu begreifen, dazu ist die Anatomie nichts nütze; wir
können vom Toten nichts mehr erfahren darüber, was ihn
in den Tod trieb, er nimmt sein Geheimnis mit. Deshalb
aber sollen wir nicht vorschnell mit unserem Verdammungs-
urteil über alle Selbstmörder fertig sein, wie es leider so
oft geschieht. Um etwas Genaueres, Sicheres zu erfahren,
müssen wir uns an die Lebenden wenden, an die, welche
vergebliche, aber ernstliche Selbstmordversuche unternommen
haben. Prof. Dr. Gaupp hat nun in München, wo auch
jeder mißglückte Selbstmord genau untersucht wird, umfassendes
Material gesammelt und bearbeitet. 124 Fälle
von Selbstmordversuchen hat er da untersucht, viele der
Geretteten waren am nächsten Tag froh über die Vereitlung
ihres Versuchs und sahen das Übereilte ihres Schrittes ein,
wenn sie z. B. wegen ungerechter Vorwürfe egoistischer
Liebhaber in Verzweiflung geraten waren. Nur ein einziger
von diesen Selbstmordkandidaten war psychisch gesund, 44
waren ausgesprochen geisteskrank, andere waren epileptisch,
Frauen und Mädchen hysterisch; auch der Alkohol spielte
eine große Rolle. Den größten Teil aber stellten „krankhafte
Persönlichkeiten*, Psychopathen, wie der Psychiater
>agt; da es sich bei solchen nur um ein Bewirken, nicht um
ein klares Wollen handelt, hat jede Zurechnung zu schweigen,
besonders in den tragischen Fällen des erblichen Selbstmordes
(in einer Familie hatten sich der Vater, 2 Söhne,
1 Enkel mit derselben Waffe z. B. getötet, 1 Tochter vergiftet
, 1 Frau war hinabgesprungen!). — Zum Schluß seines
Vortrags faßte der Redner die Resultate seiner Untersuchungen
zusammen. Der Selbstmord bei uns entspringt
immer oder allermeist egoistischen Gründen. Der materialistische
Individualismus der oberen Schichten bei uns beeinflußt
die Selbstmordzahlen. Die ungesunden, schwächlichen
Geister ohne Halt, welche Freiheit mit Zügellosigkeit
verwechseln, werden zahlreicher. Für erregbare Gemüter


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