Freiburger historische Bestände - digital

258 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1912.)

Mathematiker und Physiker mit der technischen Seite der zu ei-
hebenden Fragen und als Arzt auch mit den Abnormitäten des
Seelenlebens vertraut, erscheint der V(rf. durchaus berufen, den
Grundplan zu entwerfen, der endlich zu dem Ausbau einer zwanglosen
, streng sichtenden und beschreibenden Psychologie führen
wird. Wenn auch in erster Linie für Fachgenossen geschrieben,
so ist das Werk doch für jeden Gebildeten überhaupt verständlich
und wohl geeignet, anzuregen und zu belehren. AI» kundiger
Führer .sei es daher jedem empfohlen, dti psychologische Studien
betreibt oder auch nur für solche Interesse besitzt.

F r e u d e n b e r g - Brüssel.

Le secret de Michel Oppenheim. Roman oecilte. Kl. 8°, 119 8.
3. Aull. Mit mehreren Zeichnungen. Pans, Hector et Henri
Durville, Editeurs. 1911. Preis broseb. 1.50 Fr?.

Der Verf. behandelt in einer sieh zum Teil in Frankreich,
größtenteils aber in Leipzig abspielenden Erzählung das Problem
der Schaffung eines Homunkulus. Der moderne „Wagner", der
Nachfolger des Faubt'sehen Famulus, Michel Oppenheim, vereinigt
in sich alles Wissen der neuzeitlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnis
in tiefstem Verständnis der okkultistischen Geheimlehre.
Ho gelingt dem Gelehrten und Magier der große Wurf, aber beim
Bestreben, auch die letzten Ursachen zu entschleiern, zerstört er
^eine eigene Schöpfung. Das Buch ist spannend geschrieben und
findet, wie das rasche Erscheinen der dritten Auflage beweist, zahl-
ieiche Leser. Sicherlich ist der vom Verf. gewählte Weg auch ein
toi eher, der das Interesse und Verständnis für okkultistische Fragen
zu erwecken geeignet ist. Frendenberg - Brüssel.

Le veritable Almanach du Merveilleux. Paris, A. Lech rc-Editeur. 1^,
rue Mousieur-le-Prince. 4°, 204 S. Mit zahlreichen Abbildungen
'm Text. Preis 1 Fr.

Der Inhalt des diesjährigen Kalenders ist ganz besondeis astrologischen
Themen gewidmet. Er enthält u. a. eine wirklich reizende
Erzählumr von einem durch die Übereinstimmung des Horoskops
zusammengeführten Liebespaar Der ewige Hinweis aber auf einen
unvermeidlichen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, sowie
einige bissige Bemerkungen über letzteres in den Texten scheinen
uns wTeder der allgemeinen Moral, noch der augeblich christlichen
Tendenz der „Echo du Merveilleux", welches der Herausgabe des
Kalenders nahesteht, zu entsprechen. Wir halten es mehr mit dem
Weihnacht-«spruch: Frieden auf Erden und allen Menschen, die eine>
guten Wjllens sind 1 Freud enbe rg - Brüssel.

Max Steiner, Die Welt der Aufklärung. Nachgelassene Schriften.

Herausg. von Kurt Hiller. 196 S. Verlag Ernst Hofmann

& Co. in Berlin 35. Geh. 2.50 M., geb. 3.50 M.

Max Steiner, der viel zu jung verstorbene Philosoph, de^en
Bücher (,,Die Bück ständigkeit des modernen Freidenkertums"; „Die
Lehre Darwin's in ihren letzten Folgen") in den intellektuellen
Kreisen berechtigtes Aufsehen, viel begeisterte Zustimmung, freilich
auch viel Anfeindung, erregt habm, zeigt sich hier in seinen
nachgelassenen Schriften wieder als der erbarmungslos zu Ende
Denkende, als der Fanatiker der Logik, als der an den Meistern,
vornehmlich an Lichtenberg und Schopenhauer, geschulte Dialektiker
, der, gerade weil er die Tragik alles Erkennens so deutlich erlebte
wie nur irgendeiner, „fröhliche Wissenschaft" schuf. „Die
Welt der Aufklärung" enthält, neben erfrischender Polemik gegen
alleihand Seichtheiten unseres Modernismus, wertvolle Bemerkungen