Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 279
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Gespenstergeschichte aus der französischen Kevolution. 279

Unterschrift vorgelegt hatte, ward er abgerufen, um einer
vornehmen Venezianer zu empfangen, der ihn besuchen wollte.
Ich warf mich auf einen Stuhl am Fenster, und versank in
meinen Trübsinn. Da rauschten Schritte. Die Gräfin, welche
ihren Vater aufsuchte, stand neben mir. Ich erschrak heftig,
ohne zu wissen warum, und erhob mich ehrerbietig.

/Warum so traurig, lieber Faustino?' sagte Hortensie
mit ihrer eigenthümüchen, mein ganzes Wesen durchdringenden
Lieblichkeit, und mit derselben Stimme, deren
Klang mir so rührend in meinen Träumen entgegentönte.
Indem lächelte sie, wie überrascht, oder sich über ihre
eigene Frage verwundernd, rieb sich sinnend die Stirn und
sagte nach einer Weile: ,Was ist denn das? Ich glaube,
das ist schon einmal dagewesen! Es ist doch sonderbar.
Ich habe Sie wirklich schon einmal so, gerade so wie diesen
Augenblick? gefunden, und Sie ebenso gefragt. Ist das
nicht seltsam ?< — ,Nicht seltsamer, als ich's erlebte/ sagte
ich; ,denn nicht einmal, sondern vielmal habe ich den
Traum gehabt, daß Sie mich fanden und an mich mit denselben
Worten die Frage zu richten die Güte hatten/ —
Sie hatte also dasselbe geträumt, wie ich, und dasselbe
mußte sich im Leben erfüllen" (S. 60, 61).

„Fünf Tage nach diesem Vorfall gaukelte mir der
Schlafgott vor, ich sei zu einem Mahle eingeladen. Es war
großes Fest und Tanz. .Die Musik machte mich traurig;
ich blieb ein einsamer Zuschauer. Aus dem Gewühl der
Tanzenden kam plötzlich Hortensie zu mir, drückte mir
heimlich und innig die Hand und lispelte: ,Seien Sie fröhlich
, Faustino, sonst bin ich's auch nicht!', sah mich mit
einem Blicke mitleidiger Zärtlichkeit an und verlor sich
wieder im Getümmel.

Der Graf von Hormegg machte am Tage darauf eine
Lustfahrt nach dem Landgute eines Venezianers. Ich
mußte ihn begleiten. Unterwegs sagte er zu mir, auch die
Gräfin sei dort. Als wir ankamen, fanden wir große Gesellschaft
vor. Auch ward ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt
, dann getanzt. Der Prinz eröffnete mit Hortensien
den Ball; es drang mir, als ich das edle Paar erblickte,
wie ein Dolchstich durch's Herz. Ich verlor alle Lust zur
Theilnahme an dem Balle. Um mich zu zerstreuen, wählte
ich eine Tänzerin und mischte mich in die schwebenden,
schönen Scharen. Aber mir war, als hinge Blei an meinen
Füßen, und ich freute mich, als ich dem Gewühl entschlüpfen
konnte. An eine Thür gelehnt, sah ich den
Tanzenden zu; nicht ihnen, nur Hortensie, die wie eine
Göttin dahinschwebte.

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