Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 280
(PDF, 204 MB)
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280 Psychische Studien. XXXIX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1912.)

In diesem Augenblick gedachte ich des Traumes der
vergangenen Nacht; in demselben Augenblick war ein
Tanz zu Ende; in demselben Augenblick trat, vor Freude
glühend, doch schüchtern, Hortensie zu mir, drückte heimlich
flüchtig meine Hand und lispelte: ,Lieber Faustino,
seien Sie fröhlich, daß ich's auch sein kann? Sie sprach
es so theilnehmend, freundschaftlich, und ein Blick von
ihren Augen bezauberte mich so, daß ich Besinnung und
Sprache verlor. Hortensie war, ehe ich mich erholte, schon
wieder verschwunden. * —

Obschon im zweiten Falle die Erfüllung des Traumes
bei der Somnambulen keine Erinnerung mehr erweckt wie
im ersten, so kann doch darüber kein Zweifel obwalten,
daß nicht nur in jenem, sondern auch in diesem Falle die
in ekstatischem Schlafe liegende Somnambule als der
eigentliche Traumerreger oder telepathische Agent zu betrachten
ist.

Diese telepathische Einwirkung, welche im schlafenden
Perzipienten denselben Traum erregte, würde im wachenden
eine entsprechende Vision verursacht haben, die man, nachdem
sie sich verwirklichte, jenen Erscheinungen beigezählt
hätte, die unter dem Namen „Vorspuk" oder „zweites Gesicht
" bekannt sind.

Was in den vorerwähnten Beispielen besonderer Beachtung
wert erscheint, weil es uns den Schlüssel liefert zu
einer bisher völlig unerklärlichen Art von Spuk, die ihrer
dramatischen Form wegen von Daumer und du Prel mit
dem Ausdruck „Geistertbeater" belegt wurde, das ist die
hierin zutage tretende Disposition der Somnambule zur
Wiederholung ein und desselben Traumes in unwesentlich
von einander abweichenden Varianten.

Denkt man sich derartige Träume Ekstatischer lokal
projiziert und teilweise bis zur Sinnenfälligkeit verstofflicht,
so dürfte sich dies mit jenen periodisch wiederkehrenden,
sich wesentlich gleichbleibenden Phänomenen decken, denen
man passend obige Bezeichnung gab und welche man bisher
ihrer scheinbaren Sinnlosigkeit halber leugnete oder
mit Hilfe der Geisterhypothese zu erklären sich vergeblich
abmühte.

Die Tatsache, daß die Szenen, welche in den Spukphänomenen
zu einer mehr oder weniger schemenhaften
Darstellung gelangen, zumeist der Vergangenheit angehören,
vermag den Wert obiger Erklärung nicht im geringsten zu
beeinträchtigen, da der Traum des Ekstatikers ebensowohl
Vergangenes, wie Zukünftiges zum Gegenstande haben
kann, wie dies beispielsweise bei Träumen der Fall wäre,


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