Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 333
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Gespenstergeschichte aus der französischen Eevolution. 333

mächtigen Ritter und Vieegrafen von Canieryk, gehörte.
Derselbe lockte einst ein mit dem Rosenkranz in der Hand
nach Cameryk wallfahrendes Mädchen auf sein Schloß und
schändete es, worauf es von einem ruchlosen Knappen desselben
, damit der Frevel nicht aufkomme, auch noch ge-
tödtet wurde. Ein Jahr nachher vermählte sich der Ritter,
und die Hochzeit ward auf seinem Schlosse glänzend gefeiert
. Als sich aber Hugo seiner Braut nahen wollte,
fühlte er sich von eiskalten Armen umfaßt und einen eiskalten
Kuß auf seine Lippen gedrückt. Dabei vernahm er
die Worte: ,Du bist mir angetraut, denn Du hast mich
meinen Bräutigam Jesu geraubt; ich bin Deine Frau/
Entsetzt reiste Hugo mit seiner Braut von Voucelles ab
und ging nach Crevecoeur; aber der Geist folgte und ließ
nicht die geringste Xäheruug der Beiden zu; immer stand
zwischen ihnen der entehrten und gemordeten Jungfrau
erschreckende und wehrende Gestalt. Die Begebenheit
fällt in die Zeit des heiligen Bernhard, der damals auch
nach Cameryk und Crevecoeur kam. Diesem übergab Hugo
sein Schloß und Bernhard schuf es in ein Kloster um; die
Gatten aber begannen zusammen ein erbauliches Leben zu
führen. Da hörte der Geist auf, sie zu beunruhigen, quälte
jedoch seitdem in der Umgebung Alle, welche mit unreinen
Gedanken umgehen/ (In den niederländischen Sagen
unter dem Titel „Frau mit den kalten Küssen* bekannt
.)

Ein von Cäsarius von Heisterbach*) angeführter Fall,
worin von einem Phantom berichtet wird, das zu Stamm-
heim bei Köln wiederholt erschien und durch seinen todbringenden
Blick zwei blühende Ritterfamilien hinwegraffte,
läßt uns mit ziemlicher Sicherheit vermuten, daß in der
posthumen Autosuggestion des Agenten, welche diese postmortale
Telekinesie bewirkte, sich das Rachegefühl zu
einer klaren Idee entwickelt haben mußte, und daß infolgedessen
auch seine Wirkungssphäre eine streng begrenzte
war. —

Aus der bekannten, von Dr. Just. Kerner ausführlich
berichteten Weinsberger Spukgeschichte läßt sich deutlich
ersehen, wie sich mit der Einführung neuer Personen in
das Gefängnis und mit ihrem Eintritt in den odischen
Kreis jener Person, mit welcher der Agent behufs Realisierung
seiner posthumen Autosuggestion in einer psyeho-
physischen Verbindung stand, die ursprüngliche Wirkungssphäre
des Agenten ständig erweiterte. —

*) I>ial. XI, S. 68


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