Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 357
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0361
Frendenberg: Rassenannäherung vom soziologischen Standpunkt. 357

Die industrielle Technik teilt als angewandte Wissenschaft
diesen allgemeinen Charakter. Eine chinesische
Eisenbahn oder eine englische Eisenbahn ist immer eine
Eisenbahn. Eine russische oder eine japanische Telegraphenlinie
ist immer ein Telegraph. Ein türkisches oder ein
österreichisches Telephon ist immer ein Telephon. Alle
diese industriellen Entdeckungen sind sichtbare Wissenschaft
, sind in die Augen springende Wahrheit, in ihrer
leuchtenden Unpersönlichkeit, die, der Sonne gleich, unterschiedslos
über Schwarze und Weiße ihre Strahlen ergießt.

An die Wissenschaft und Industrie schließt sich der
Handel an, dieser neue Verbindungsstrich zwischen den
Rassen. Er verlangt von Tag zu Tag zahlreichere und
raschere Anschlüsse, was die Völker einander immer näher
bringt. Er verlangt überdies moralische und rechtliche
Vorschriften, was bei den verschiedenen Rassen Ubereinstimmung
moralischer und rechtlicher Art im Gefolge hat,
ein Punkt von wachsender Tragweite.

Ein fernerer wichtiger Vereinigungsanker zwischen
den Völkern und den Rassen, der in der Zukunft eine
noch größere Bedeutung gewinnen wird, sind die philosophischen
Ideen. Selbst im Mittelalter bewirkten sie
schon eine Annäherung zwischen Christen, Juden und
Muselmännern. Ein Sankt Thomas, ein Averroes, ein Avi-
cenna, ein Maimonides, die Lehre Plato's und Aristoteles'
entwickelnd, berührten sich in vielen Punkten. Heutzutage
hat es ein Schüler des Konfuzius oder des Mencius*) nicht
schwer, sich über wichtige Fragen mit einem Kantianer
oder einem Anhänger Schopenhauers zu verständigen. Die
philosophischen Ideen, selbst wenn sie den Anschein haben,
durch die Vielheit der Systeme die Geister zu trennen,
vereinigen sie in der Wirklichkeit durch die gleiche Liebe
für die Wahrheit, durch das gleiche interessierte Forschen
nach dem Grund der Dinge, nach den letzten Gesetzen der
Natur und des Lebens. Der Geist der Kritik ist derselbe
bei allen wahren Philosophen und ebenso der spekulative
Geist überall der gleiche. Während alle dogmatischen
Religionen in die beiden Hauptfehler, Hochmut und Haß,
verfallen, ist sich der Philosoph bewußt, daß er nichts oder
wenig weiß. Er liebt den Widerspruch, der ihm einen
neuen Prospekt einer Wahrheit bietet, verschieden von

*) Meng-tse, d. i. Lehrer Meng, von den Jesuiten Mencius genannt
, chinesischer Philosoph (geb. 398 v. Chr. in der Provinz
Hchangtong, gest. 314 v. Chr.) befestigte das System seines Lehrers
Konfuzius und erklärte in seinen Werken die Religionsbücher der
großen „King". — Red.

24


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0361