Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 405
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Reichel: Ch. Dickens und die Philosophie des Spiritualismus. 405

Ruhm andeuteten, hatte der elektrische Telegraph die Kontinente
verbunden und die Eisenbahnen und Dampfschiffe
hatten die „Paroehialien" und die Isolierung des Stadt-
und des Landlebens, was er so lebhaft und glühend beschrieb
, aufgehoben. Dickens war wesentlich ein Mann
der Welt, erzogen in einer unliebenswürdigen und niedrigen
Umgebung, von der er tatsächlich einige seiner von den
meisten bewunderten Charaktere seiner Bücher nahm.

„Micawber", der immer auf etwas wartete, hatte seinen
eigenen Vater als Muster, während der immer grüne
„David Copperfield", eines der reizendsten Bücher, die
leichte Verkleidung seines eigenen Lebens ist, ebenso wie
„Pendennis" die Geschichte seines großen Zeitgenossen
Thackeray enthält. Es ist zum Erbarmen, wenn man
liest, wie der zehnjährige Junge als Handlanger in eine
rauchige Fabrik geschickt wurde und wie seine sensitive
Natur sich dagegen empörte, daß er sich für ein Salär von
sechs Schilling pro Woche so nützlich als möglich machen
sollte. Er erzählt, wie seine Tränen sich mit dem Wasser
vermischten, in dem die anderen die schmutzigen Flaschen
spülten und wuschen. „Es ist zum Verwundern", sagt
Dickens, „daß niemand Erbarmen mit mir hatte — einem
Kind mit besonderen Eigenschaften, schnell, eifrig, zart
und bald körperlich und geistig verletzt —, daß niemand
riet, daß etwas geändert werden und man mich wenigstens
In eine gewöhnliche Schule schicken solle. Unsere Freunde
waren müde und niemand tat etwas. Mein Vater und
meine Mutter waren zufrieden und konnten es kaum mehr
sein, wenn ich 20 Jahre alt gewesen und zur Cambridge
Universität gegangen wäre. Doch nur Trübsal scheidet
das Gold vom Metall. Ein weniger hartes Leben
würde kaum Charlotte Bronte's „Jane Eyre", eins von den
wenigen Büchern dieses Zeitalters, die nicht vergessen
werden können, hervorgebracht haben, und jedermann kennt
den harten Boden und die Bedingungen, unter* welchen
Carlyle's „Sartor Resartus" erschien. Einer der größten
Prediger hat einmal hübsch gesagt: „Ihr seid, was ihr seid
durch Gottes Vorsehung, wenigstens viele von euch! Durch
Feuer, durch den Ambos, durch den Hammer, der den
harten Felsen bricht, spielte Gott den Minierer und sprengte
euch heraus aus dem Felsen, und spielte dann den Stampfer
und zerdrückte euch, und dann spielte er den Schmelzer
und schmolz euch, und nun seid ihr freies Gold durch die
Gnade Gottes." Es waren die frühen Mühseligkeiten in
Dickens' Leben, die seine Werke zu einer lebendigen, noch
nach hundert Jahren wirksamen Kraft gemacht haben.

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