Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 411
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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v. Schrieben: Das Geheimnis des Urchristentums. 411

der einzige Gedanke, der alle diese Schriften mit den
Evangelien zu einer inneren Einheit zusammenschließt. In
ihm allein liegt das Wesen der urchristlichen Predigt.
Und gerade dieses Wesentliche, alles zusammenhaltende
Dogma muß von der liberalen Theologie als ein späterer
Zuwachs zu der ursprünglichen Lehre ausgegeben weiden!
Das einzige Band der Einheit, das all die verschiedenen,
sonst soweit auseinandergehenden Eichtungen des Urchristentums
miteinander verknüpft, geht nicht auf den angeblichen
Menschen Jesus zurück!

Die übliche Theorie vom Ursprung des Christentums
versagt also gerade am wichtigsten Punkt. Und es hilft
ihr auch nichts, wenn sie uns bedeutet, Jesu Leben, Lehre
und Persönlichkeit habe auf seine Jünger einen solchen
Eindruck gemacht, daß sie bald nach seinem schmachvollen
Tode am Kreuz Gesichte von ihm hatten und des Glaubens
wurden, er sei wirklich auferstanden, herrsche droben im
Himmel und sei hinfort als Gott und Herr der Welt zu
verehren. Denn das wäre an sich schon ein Vorgang ohne
Parallele in der Geschichte und die Annahme einer so seltsamen
Predigt in weiten Kreisen der griechisch-römischen
Kulturwelt ein Wunder ohnegleichen. Auch ist der größte
und erfolgreichste aller Apostel, Paulus, ja nach der gewöhnlichen
Annahme mit*dem Menschen Jesus überhaupt
nie in direkte Berührung gekommen. Hier haben wir also
keinen Haken mehr, an dem wir auch nur ein Schnitzel
persönlichen Einflusses aufhängen könnten. Paulus und der
Paulinismus müssen für die herrschende Theorie auf immer
ein ungelöstes Kätsel bleiben. Es ist unmöglich, die Bekehrung
, die Tätigkeit und die Lehre des Paulus von der
Annahme eines rein menschlichen Jesus aus zu verstehen.
Das beweisen die zahllosen, immer erneuten und immer
vergeblichen Erklärungsversuche von Holsten bis auf die
Gegenwart. Und nicht besser steht es mit den Evangelien.
Denn je weiter wir hier zu den älteren Darstellungen zurückgehen
, desto mehr schwindet das Menschliche an dem
Jesuxbilde und das Göttliche rückt in den Vordergrund.
„Bei Markusu, bemerkt W. B. Smith mit Recht, „ist Jesus
überhaupt kein Mensch: er ist Gott, oder wenigstens seinem
Wesen nach göttlich, ganz und gar. Er hat nur, wie ein
durchsichtiges Gewand, einen Körper. Markus vergeschichtlicht
nur. Ebenso vergeschichtlicht Matthäus,
der auch etwas vermenschlicht. Lukas vermenschlicht
schon bedeutend stärker, während Johannes
nicht nur vermenschlicht, sondern auch schon ins E m p f i n d -
same geht.*


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