Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 414
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0418
414 Psychische Studien. XXXIX Jahrg. 7. Heft (Juli 1912.)

geben und mit Leidensehaft die herrschende Vielgötterei
und Bilderverehrung bekämpften, auf die Evangelien und
das angebliche Leben Jesu aber nirgends Bezug nehmen.
Und es wird durch die Apostelgeschichte (17, 1—9), durch
die Apokalypse (14, 6 ff), durch die paulinischen Briefe
(vergl. besonders Gal. 4, 8, 9) und vor allem durch die
Evangelien selbst bestätigt. Denn hier isr, der allbedeutsame
Punkt in der Tätigkeit Jesu und seiner Apostel die
Austreibung der Dämonen (vergl Mark. 3, 14 ff.,
Matth. 10, 1, Lukas 10, 17 ff.), und diese bedeutet einfach
die Überwindung der heidnischen Götter. Jede andere Auslegung
ist hier verfehlt. Unmöglich können die ersten
Verkünder der neuen Religion ihr Hauptaugenmerk auf
die Heilung von ein paar Geisteskranken gerichtet haben.
Ihr nächstes Ziel kann nur die Uberwindung des heidnischen
Götzendienstes gewesen sein; denn ohne eine solche war
eine religiöse Erneuerung von vornherein ausgeschlossen.
Auch wäre es bei anderer Deutung der Sache ganz unerklärlich
, warum die Evangelien sonst nirgends auf die
so bedeutsame Tatsache des heidnischen Götzendienstes
anspielen. Und ebensowenig wäre es zu begreifen, warum
wir nur in dem halbheidnischen Galiläa, aber nicht in
Judäa von Dämonen und Besessenen hören. Verständlich
wird alles das erst, wenn mit der Austreibung der Dämonen
die Uberwindung der heidnischen Götter dargestellt werden
soll und der Ruf zur Buße bei Mark. 1, 14, genau wie bei
den Propheten des alten Testamentes, nicht ethisch, sondern
religiös, d. h. als Ruf zur Bekehrung von den vielen
falschen Göttern zu dem einen wahren Gott zu verstehen
ist.

Xun konnte aber ein solcher Kreuzzng; gegen den
heidnischen Bilderdienst (Apost. 14, 8 ff.) zuefst^r heim-
lieh geführt werden, wenn die \ orkämpfer der neuen
Bewegung nicht sofort mit den staatlichen Behörden zusammenstoßen
wollten. I Tnd aus dieser notwendigen Heimlichkeit
des urchristliclien Kultus erklärt sich das überwiegen
der Gleichnisse in den angeblichen Reden Jesu.
Aus ihr erklären sich die sonst unverständlichen Worte
Mark. 4, 11 ff., 33 ff. (vgl. Matth. 13, 10 ff., Lnk. 8, 9 ff.).
Die „Austreibung der Dämonen" aber ist, ebenso wie alle
übrigen Wundererzählungen, nur ein Teil dieser symbolischen
Redeweise. Der Irrtum des Götzendienstes wurde, wie
schon im alten Testament, als Krankheit, als Besessenheit
durch Dämonen bezeichnet. Und der eine Gott, der durch
seine Lehre (nach Markus) diese Krankheit heilte, wurde
als „Heiland" oder „Retter" verstanden, persönlich gefaßt,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0418