Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 434
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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484 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1912.)

6 Uhr früh einen Apfel unter dem Are de Triomphc zu
verspeisen; war es im Winter, so mußte der Kranke täglich
ein dutzendmal die Kunde um sein Speisezimmer
machen, dabei über alle Stühle hüpfend. Nervösen Patienten
verordnete er als Mittagessen zwei weiche Eier,
aber sie mußten die Salzkörner, die sie daran taten, zuvor
sorgfältig zählen. Die Mehrzahl seiner Patienten wurden
in überraschend kurzer Zeit gesund."

„Die menschliche Leichtgläubigkeit ist manchmal unbegrenzt
!ft sagt er hierauf. „Gegen der; bitteren Roman
„Der Unsterbliche" von Alphonse Daudet haben manche
Kritiker einwenden wollen, daß eine Figur wie der bornierte
Historiker Astier unmöglich sei. Und doch habe
ich an der Akademie der Wissenschaften, von 1867 bis

1869, einen Skandal miterlebt, der nicht zu überbieten ist.
Der Geometer Michel Chasles präsentierte eine Anzahl von
Briefen von Pascal und Newton, kraft denen er beweisen
wollte, daß Newton ein Ignorant und Fälscher war. Als
man der Sache nachging? stellte sich heraus, daß ein geschickter
Schwindler namens Vrain Lucas dem naiven
Chasles im Zeitraum von zwei Jahren nicht weniger als
27 320 Schriftstücke für die Summe von 160000 Francs
verkauft hatte, angebliche Autographen von mehr als
600 verschiedenen Persönlichkeiten, darunter Thaies, Pytha-
goras, Sappho, Alexander der Große, Archimedes, Kleo-
patra, Julius Cäsar, Maria Magdalena, Caligula, König
Dagobert, Karl der Große, — aber alle diese Briefe, selbst
jene der griechischen und römischen Persönlichkeiten
waren französisch abgefaßt! Und es dauerte fast zwei
Jahre, bis Chasles einsah, daß er hinters Licht geführt
wurde. So groß kann die Verblendung eines Gelehrten
sein, der sich in irgendeine Lieblingsidee verrannt hat!u

Unser Gespräch wendet sich hierauf ernsten Dingen
zu. Canaille Flammarion erwähnt das schreckliche Jahr

1870, die noch heute blutenden Wunden, an denen Frankreich
seit vierzig Jahren zu leiden hat, die Lasten der
Kriegsrüstungen, die für die zivilisierte Welt alljährlich
fast neun Milliarden ausmachen. Aber er findet als Gelehrter
zum Schluß auch tröstende Worte: „Bedenken wir,
daß unser Planet noch mehrere Millionen von Jahren zu
leben hat, daß die Menschheit also sozusagen noch in den
Windeln liegt; aber dieses Kind, noch unverantwortlich,
wird wachsen. Und wenn wir die rapiden Ergebnisse der
Forschung und Wissenschaft erwägen, die um kaum zwei
Jahrhunderte zurückreichen, so müssen wir sagen, daß das
oberste Gesetz der „Fortschritt" heißt. Wir müssen Ver-


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