Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 462
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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462 Psychische Studien. XXXIX. Jahr- 8. Heft. (August 1912.)

Berechnung erwiesen ist; auch dies ist eine Leistung des
Instinkts — wenn auch eines dem Menschen unerklärlichen
niathematischen Instinktes. Wir haben die erstaunliche
Tatsache zu konstatieren, daß die Bienen so richtig
bauen, wie der Mathematiker auf Grund seiner manchmal
mühselig erworbenen Kenntnisse bauen würde; denn die
Menschen haben keinen mathematischen „Instinkt", sie müssen
Mathematik „studieren".

„Es ist ja »nur« der Instinkt", hör4" man oft sagen;
aber dieser ist oft viel wertvoller, als ein mangelhaftes
Wissen der Durchschnittsmensehen. Über die wunderbare
Organisation im Bienenstock oder bei den Ameisen ist viel
geschrieben worden. Sie könnte für den Menschen trotz
aller seiner Politik und Religion vorbildlich sein. Maeterlinck
sagt in seinem vortrefflichen Buch nDas Leben der
Bienen", daß es im Bienenstaat eine Reihe von Gesetzen
gibt, die gewissenhaft von den kleinen Bürgern befolgt
wrerden, — Gesetze, die von dem „unsichtbaren Geist" des
Bienenstocks gegeben sind, wie M. sich ausdrückt. — Was
wir Menschen Instinkt nennen, muß wohl die Offenbarung
eines seelischen Intelligenzprinzips der Natur und diese
selbst das Agens einer noch höheren Intelligenz sein. Wenn
uns die von der Xatur diktierte „Gattungsintelligenz",
wie man den Instinkt wohl folgerichtig bezeichnen darf,
wunderbar und rätselhaft erscheint, wieviel mehr ist dies
bei offensichtlichen Vernunfthandlungen der Tiere der Fall.
Einige Beispiele vernünftiger Handlungen von Tieren
mögen den Unterschied zwischen diesen und den anfangs
beschriebenen instinktiven Handlungen klar machen. Zunächst
möchte ich noch einmal etwas Selbsterlebtes anführen.

Eines Tages stand ich an das Sofa gelehnt und erzählte
meinem Vater — wohl etwas ausführlich — vom
Neuerlernten aus der Schule. Unsere Katze lag auf dem
Sofa, um ein Mittagsschläfchen zu halten. Sie schien durch
mein andauerndes Erzählen gestört zu sein; denn unter
mehrmaligem kurzem mrr-au mrr-au, sali sie mich wie
bittend an, bis sie plötzlich aufsprang und sich an mir
emporreckte, um eine ihrer Vorderpfötchen auf meinen
Mund zu legen. Einmal darauf aufmerksam geworden,
hielt ich dann an folgenden Tagen absichtlich längere Erzählungen
, aber mitten im Zimmer stehend, damit die Katze
mich vom Sofa aus nicht erreichen konnte. Bald erklang
wieder das charakteristische mrr-au mrr-au, und nach
einigem Besinnen sprang die Katze vom Sofa, kletterte vom
Fußboden aus an meiner Kleidung herauf und legte wieder
ihre Pfote sanft, aber nachdrücklichst auf meinen Mund,


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