Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 463
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Korf: Intelligenz im Tierreich

463

sodaß meine Lippen unter der Pfote des Tieres am Bewegen
und ich am Sprechen gehindert wurden.

Ich habe dann jedesmal unter freundlichem Zureden
zu dem Tier mit dem Sprechen aufgehört, und befriedigt
legte es sich nun wieder auf seinen Platz. Bei folgenden
Wiederholungen ließ mich die Katze erst gar nicht lange
mehr reden, als sie erst wußte, daß ich ihrem deutlich ausgedrückten
Wunsche willfährig war, und so „verbat" sie
sich mein lautes Sprechen auf diese drastische Weise so
oft, wie ich sie in ihrer behaglichen Ruhe störte.

Solche und ähnliche Intelligenzleistungen mit Instinkt
bezeichnen zu wollen — was aber wohl in 90 von 100
Fällen geschieht — wäre widersinnig; denn instinktiv, also
aus anererbtem Klassenbewußtsein kann ein Tier nicht so
handeln. Vielmehr müssen wir annehmen, daß in diesem
Katzengehirn der Gedanke auftauchte, daß mein sie störendes
Sprechen von den Bewegungen meiner Lippen herrührte
, und ferner, daß diese Mundtätigkeit durch das
Auflegen ihrer Pfote behindert werden, und zugleich, daß
sie mir ihren Wunsch auf diese Weise am deutlichsten zu
verstehen geben konnte. — Jeder Freund der Tiere wird
wohl schon Gelegenheit gehabt haben, an Tieren solche Beobachtung
zu machen, die auf Intelligenz, Gedanken, Vernunft,
kurz auf Seele schließen lassen. Wir haben durchaus keinen
Grund zu der Annahme, daß alle Repräsentanten derselben
Tiergattung die gleiche, schablonenhafte Xatur aufweisen
müssen. Im Menschenreiche ist es ja auch nicht so, und
dje Natur macht bekanntlich nie Sprünge; überall sind
verbindende, überleitende Stufen vom (relativ) Niedrigsten
bis zum Höchsten, — vom Bewußtlosen bis zur höchsten
uns bekannten Intelligenz. Auch Tugenden finden wir bei
den Tieren, ganz abgesehen von der sprichwörtlichen Treue
des Hundes, der Geduld des Pferdes, der Gutmütigkeit
de«* Elephanten u. a.

Ein anderes Beispiel: In der „British and Foreign
Medieal Review* stand vor einigen Jahren folgender Bericht
: Einige in einer Einfriedigung befindliche Pferde
wurden durch einen Trog mit Wasser versehen, der durch
einen Brunnen gefüllt wurde, jedoch nicht so häufig, wie
es die Tiere zu benötigen schienen. Denn eines von ihnen
lernte von selbst sich und seine Gefährten mit Wasser zu
versehen, indem es die Handhabe der Pumpe zwischen
seine Zähne nahm und sie mit seinem Kopf hin und her
bewegte. Die andern Pferde schienen jedoch nicht soviel
Geschick oder keine Lust zu haben, und da sie gesehen
hatten, daß dies eine Pferd es vermochte, sie mit Wasser


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