Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 487
(PDF, 204 MB)
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Eeich: Philosophie des Geistes und der Schule.

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zurückscheuen müßte; es stellt ein Dialekt vor uns, wie er
schlimmer, unklarer, verwirrender nicht zu denken; eine
Sammlung von Redeweisen, die über einander und über
sich selbst stolpern. Es ist unter keinen Umständen zu
glauben, daß die spekulative Weltweisheit Ausdruck der
Wahrheit sei, deren Gestaltungen naturgetreu den wirklichen
Sachverhalt der Dinge und wirkliche Beziehungen abspiegeln,
sondern es muß mit größter Gewißheit geglaubt werden,
daß es sich da von mehr oder minder verzerrten Phantas-
magorien handele, welche Unteradepten von Oberadepten
suggeriert werden und jene in den Zustand von Ekstase
setzen. Normale Seelen und Gehirne wären außer Stand,
derartige Erzeugnisse hervorzubringen, welche der Vernunft
in so hohem Maße zuwiderlaufen.

In der wahren Philosophie des freien Geistes kommen
Exzentrizitäten der bezeichneten Art nicht vor und können
auch nicht sich ereignen, weil man da nicht Tragikomödien
der Unmöglichkeit aufsucht und auch nicht auf Irrlichter
Hunde hetzt. Aber die Weltweisheit des freien Geistes ist
im Ganzen unbeliebt, ja gehaßt, weil sie erhellt und nicht
verdunkelt, löst und nicht verknotet, vereinfacht und nicht
kompliziert. Dies alles gibt der Sophistik, die so innig mit
Schulphilosophie verbunden, keinen Raum und gestattet
auch der Zweifelsucht nicht, behagliche Nester zu bauen.

Wer das eben Gesagte wohl überlegt, wird die Gründe
leicht erkennen, welche der Philosophie der Schule zu
höchster Achtung in der Alltagswelt verhalfen und die
Weltweisen der Schule in großen Bildsäulen verewigten.
Die Philosophie des freien Geistes wird von dem in der
Gesellschaft herrschenden unterdrückt. Man muß zum freien,
kühnen, gewissenhaften Denker geboren sein, edles Gemüt
und festen Charakter haben, um geistesphilosophisch sich
entwickeln zu können. Schulphilosophie jedoch wird handwerksgemäß
auf tausend Hochschulen gelehrt und überall
verkauft; es kann also jeder, der da geritten oder gefahren
kommt, so ziemlich ohne weiteres Schulphilosoph werden,
wenn er nur eine wohlgefüllte Tasche mit Banknoten sein
eigen nennt.

Im Staatswesen des egoistischen Wieviel-Soviel bedeutet
schon letzteres den Sieg der Schulphilosophen und der Philosophaster
, und bedeutet Schattenstellung der Weltweisheit
des Geistes und ihrer Ausüber. Was diese sagen, ist nicht
gesagt; was diese beweisen, ist nicht bewiesen. Es werden
die Verleger und Buchverkäufer gegen sie verhetzt und
es wurden damit so häufig ihre Nahrungsquellen ausgetrocknet
. Da kommt denn zum Kampfe um die heilige

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