Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 541
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Müller: Molekulare Psychologie des gemeinsamen Willens. 541

Die Religionsgeschichte kann keine anderen Bahnen
wandeln, wie sie das einzelne Atom zum Molekül und zu
dessen Auflösung und Wiedererneuerung, zum Plasma, zur
Zelle, zur Vielzelligkeit und zum immer feineren organischen
Leben geht. Der Trieb des Lebens nach Vereinigung ist
in ihnen allen relativ gleich kräftig, gleich wertvoll, nur
kommen nicht alle Moleküle gleich schnell zu höheren
Lebensstufen; bestimmend für ihre ßewegungsfähigkeit ist
das Maß des beweglichen Elements in ihnen selbst. Es
erfüllt sich an jedem Molekül das Wort: Wer hat, dem
wird gegeben. In dem Maß, wie Moleküle flüssig oder
gasförmig sind, ringen sie nacli der Vereinigung mit gleichen
Molekülen, während mineralischen Molekülen infolge ihrer
Starrheit der Weg vorläufig noch gesperrt bleibt. Nichtsdestoweniger
erleben auch diese infolge ihrer konservativen
Umdrehung im eigenen Kreise einen Zusammenschluß mit
ihresgleichen, wie denn Steine nicht wie Bäume wachsen,
d. h. von innen nach außen, sondern durch Aufsaugung
anderer Steine, durch mechanischen Zusammenschluß.
Irgendwelche organische Betätigung liegt nicht in ihrem
Interesse, weil diese ihre Natur als Stein aufheben würde.
Konservatives Festhalten am Gegebenen ist ihr einziger
Impuls. ...

Dieser mechanische Sozialismus der Aggregate findet
trotzdem an einer bestimmten Stelle im Kosmos seinen
Ubergang in den Sozialismus des Organischen, wenn dieser
auch nur so fein ist, wie ein Nadelöhr. Und dieses Nadelöhr
bietet immer dem nächststehenden Molekül Gelegenheit,
sich vom Berge des Todes loszumachen und durch die
Pforte des Lebens einzugehen zu organischer Einordnung
in die Tätigkeitsgebiete des Alls. Genau seinem innersten
Zustande und seiner dadurch gegebenen Loslösungsfähigkeit
von seiner Umgebung entsprechend ist es ihm möglich,
eine neue der hundertausendfach abgestuften Stoffverbindungen
einzugehen, dem Ringenden und Schwingenden
in sich nachzugeben und gerecht zu werden. Es handelt
sich bei diesem Sich-loslösen und Neuverbinden natürlich
nicht um ein sittliches Abwägen des Notwendigen und
Zweckmäßigen nach unseren Begriffen — in diesem Sinne
liegen die Moleküle noch jenseits von Gut und Böse —,
vielmehr dokumentieren sie etwas in sie Gelegtes, das
schlechterdings nicht anders kann als — aufsteigen, nachdem
es den Weg zum Sozialismus gefunden durch Aufgabe
des Interesses für sich selbst. So ist auch jenes Wort
wissenschaftlich begründet und in jeder Zelle manifestiert:
„Es sei denn, daß das Weizenkorn ersterbe, so bleibet es

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