Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 560
(PDF, 204 MB)
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560 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1912.)

Du Religion und Moral in jeder Seele wohnen und
sieh unter allen Umständen betätigen, ist es unmöglich,
daß Vernichtung des Schwachen zugunsten des Starken
das Entwicklungsprogramm Gottes in der Natur ausmache.
Wer da glaubt, daß ein derartiges Programm überhaupt
möglich sei, beweist durch diese seine Annahme keineswegs,
daß er über Entwiekelung reichlich dachte und dieselbe
aus erhabenem Gesichtspunkten betrachtete. Das hungerige
Kaubtier irgendwelcher Gattung hat vielleicht so kleine
Gesichtskreise und professiert während dts Ilungerwahn-
sinns weder Religion noch Moral außerhalb seiner engeren
Familie.

Aus der Welt der Träume.

Einer der bekanntesten Psychologen der Gegenwart,
Prof. Havelock E1 i i s, hat jüngst die Ergebnisse
seiner Studien über das Wesen der Träume in einem
großen Werke zusammengefaßt. Die von ihm behandelten
Fragen bieten einer wissenschaftlichen Behandlung besonders
große Schwierigkeiten dar, die auch dann zum
Ausdruck kommen, daß kein Teil des geistigen Menschenlebens
so sehr zum Aberglauben Veranlassung gegeben hat
und so sehr vom Aberglauben eingesponnen ist,, wie dieser.
Es ist auch sehr oft gesagt worden, daß der Grad der
Wichtigkeit, die dem Traum beigelegt wird, einen Maßstab
für uas geistige Niveau des Mensehen bildet.

Eine Familie von Philistern wird dahin charaktersiert,
daß sich alle ihre Mitglieder beim gemeinsamen Frühstück
ihre Träume erzählen und ihre Meinungen und Folgerungen
daran knüpfen. Je ungebildeter die Leute sind, desto mehr
verlangen sie nach Traumdeutung, und weil die Wissenschaft
eine hinreichende Erklärung bisher nicht gegeben
hat, macht sich auf diesem Gebiet die Einbildungskraft
fast ohne Einschränkung breit. Die Gegensätze der Auffassung
kennzeichnen sich ungefähr in der Szene zwischen
Franz Moor und Daniel im letzten Akt der „Räuber", wo
der eine sagt: „Die Träume kommen aus dem Bauch/' der
andere: „Die Träume kommen von Gott." Ein Gelehrter
wird eine andere Auffassung haben und eine Erforschung
der Träume durch möglichst sachliche Beobachtung zu
fördern versuchen. Dabei muß er sich vor allem von den
Irrtümern fernhalten, die durch eine gewohnheitsmäßige,
fast immer unbewußte Umgestaltung oder Übertreibung
des Traumbildes bedingt werden.


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