Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 574
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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574 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1912.)

Um die Stunden des Spätnachmittags war das Auditorium
Maximum, der größte Hörsal der Leipziger Universität,
Sommers und Winters dicht gefüllt. Vorsichtig stieg der
berühmte Gelehrte die Stufen zum Katheder hinauf, entnahm
der inneren Brusttasche einen kleinen Zettel und
begann dann in leisem Tone zu dozieren. Allmählich gewann
die Stimme an Kiangkrafr, nur ab und zu streifte ein
Blick der briliegesehützten Augen das vor ihm liegende
Papier, das Dispositionen in allererstem Maße aufgezeichnet
enthielt, und dann setzte bei Hauptmomenten, wo der
philosophische Lehrer einen Hauptakzent besonders hervorheben
wollte, Wundt's charakteristische Handbewegung ein:
die Finger der rechten Hand spreizten sich weit, als wollten
sie ein bestimmtes Gebiet fest umgreifen, und schlössen sich
dann wieder.... In dieser Situation und mit dieser eigenartigen
Handbewegung hat auch Wundt's Freund Max
Klinger den Gelehrten auf einer Dankadresse festgehalten,
die Leipziger Studenten ihm bereits überreichten, da er
jeder öffentlichen Ehrung zu seinem 80. Geburtstage aus
dem Wege ging. Das waren unvergeßliche Stunden des
Zuhörens! Beinahe leidenschaftslos reihten sich die Sätze
des Vortragenden aneinander und nur selten, aber dann
umso wirkungsvoller durch eine ironische Randbemerkung
unterbrochen, wobei wieder die charakteristische Handbewegung
einsetzte, wenn er z. B. den Fall anführte, daß
einem deutschen bedeutenden Philosophen einst das Verlassen
des Staatsgebietes bei Strafe des Stranges anbefohlen
wurde, und hinzufügte: „Das wrar damals die Art, mit
Philosophen zu verkehren!* Auf einem hageren Körper
saß ein hagerer Kopf und der Beiname: „Der alte Wundt",
den die Studenten prägten, schließt kein absprechendes
Urteil in dem Sinne „ altersschwacha ein, sondern lieh dem
Gefühl Ausdruck, das bei Wundt's Vorlesungen jeden überkam
: hier spricht ein vollkommen über den Dingen Stehender,
— aber trotzdem formulierte Wundt seinen Stoff für seine
Hörer jedes Jahr neu und anders —, hier spricht nicht blos
eine Autorität, sondern ein Mann, der unablässig Licht und
Dunkel auf philosophischem Gebiete, Geklärtes und Ungeklärtes
, allgemeingültig darzustellen versucht.

Wundt begann als Mediziner mit Gehirn- und Nervenforschungen
und vergleichender Anatomie. Die reinen Naturwissenschaftler
, die Philosophen kannten das Experiment
längst, und Männer wie C. H.Weber und Fechner räumten
ihm eine folgerichtige Stellung in ihrer Untersuchung ein,
aber der entscheidende Schritt geschab erst, als Wundt das
Experiment auch auf Psychologie anwandte. An dem


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