Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 575
(PDF, 204 MB)
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Wentzel: Der Nestor der Philosophen.

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„ Wahrnehm ungsproblem*, das man früher teilweise aus
rein physiologischen Vorgängen erklären wollte, erprobte
Wundt seine neue Forderung. Seine grundlegenden Worte
lauten wörtlich: „Sobald man einmal die Seele als ein Naturphänomen
und die Seelenlehre als eine Naturwissenschaft
auffaßt, muß auch die experimentelle Methode auf diese
Wissenschaft ihre volle Anwendung finden*.

Heftige Angriffe richteten sich zunächst gegen Wundt's
neue Theorie. Die Gegner sprachen von einem „rohen
Empirismus", und von einer „Psychologie ohne Seele", und
führten gern Kant's klassischen Ausspruch ins Feld, daß
„die empirische Seelenlehre jederzeit von dem Range einer
so zu nennenden Naturwissenschaft entfernt bleiben werde,
weil sich das Mannigfaltige der inneren Beobachtung nur
durch bloße Gedankenteilung voneinander absondere, nicht
aber abgesondert aufbehalten und beliebig wiederum verknüpfen
lasse44. Diese jahrelangen Angriffe forderten jahrelange
Abwehr. Wundt widerlegte zunächst die Ansicht,
als hielte er das Seelenleben dem Experiment für direkt
zugänglich; er hält das Seelenleben im Gegenteil nur für
indirekt zugänglich und hofft erst auf diesem Wege neue
Aufschlüsse zu erhalten, so über die Zeitdauer psychischer
Vorgänge, über die nach Ausscheidung der meßbaren
physiologischen Faktoren bestimmte Resultate möglich sind.
Den Angreifern, welche dife neue experimentelle Psychologie
a)s „Psychologie ohne Seele* und den Schöpfer als „unphilosophischtf
und jedes „menschlichen Gefühles* entbehrend
kennzeichnen wollten, entgegnet Wundt, daß ihm der alte
Seelenbegriff nichts bedeute, da er ihm zu frühzeitig auf-
gestellt und daher zu unwissenschaftlich erscheine, als daß
man schon jetzt darauf Resultate aufbauen könne; man
müsse vielmehr erst mit der exakten Einzeluntersuchung
anfangen und darauf die Lösung aufbauen. Dabei will
„die sogenannte Psychologie ohne Seele keineswegs auf
die Hilfe einer allgemeinen Hypothese verzichten, welche
zur Verknüpfung des Ganzen und zur Erleichterung des
Einzelnen dienen mag. Aber sie ist der Meinung, daß diese
Hypothese dem Gebiet der psychologischen Forschung selbst
zu entnehmen sei, und daß sie daher nicht der Untersuchung
vorausgehen, sondern ihr nachfolgen müsse * Man muß
sich hüten, Wundt's Seelenbegriff als etwas Substantielles,
etwas Reales zu denken, das hinter den Erscheinungen
stünde; er ist weiter nichts als „der stetige Zusammenhang
des psychischen Geschehens44. (Wissenschaftlich genannt
das „Aktualitätsprinzip"). Die Psychologie in Wundt's Sinne
sucht Tatsachen der unmittelbaren Erfahrung, wenn sie das

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