Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 598
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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598 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 10. lieft. (Oktober 1912.)

Damals, vor etwa 15 Jahren zurück, war er infolge der
Untreue seiner Frau, die mit einem Hausfreund ihn verlassen
hatte, auf der einen Seite gelähmt worden — in der
Stadt Riga. Nachdem er im Auslande eine Kur durchgemacht
hatte, war er als Rtickenmarkleidender nach Petersburg
zurückgekehrt, um, wie er sagte, auf heimischem
Boden zu sterben. Da hatte ihn ein Herzensfreund besucht;
voll innigster Teilnahme über seinen Jammers werten Zustand
, hatte er ihn gebeten, wie wohl er ein Skeptiker in
solchen Dingen sei, ihm doch zu erlauben, daß er um seinetwillen
einen berühmten Hellseher befrage, um zu erfahren,
ob er denn wirklich im kräftigsten Mannesalter dem Tode
verfallen sei. — Jener erteilte ihm die Erlaubnis, um den
Freund nicht zu beleidigen. — Einige Stunden darauf liegt
er matt und zerknirscht auf dem Sopha, die Augen zuhaltend
. Plötzlich fühlt er einen Zwang, die Augen aufzuschlagen
und ins Zimmer hineinzuschauen. Da erschaut
er mitten in der Stube eine hohe, auffallend und grau gekleidete
Männergestalt, die ihn mit scharfem Bück fixiert. Er
erschauert leicht, wischt sich über die Augen und schaut
nochmals hin. Da ist die Gestalt verschwunden. Nach
einigen Stunden erscheint der Freund, ihm einen versiegelten
Brief überbringend. Der Kranke bittet, daß der Freund
ihm erlaube, bevor er den Brief lese, ihm die Erscheinung
des Mannes zu beschreiben, worauf der Freund voller
Erstaunen ausruft: „Gerade so geht er stets gekleidet,
gerade so sieht der ,Prophet' aus." Darauf erbricht jener
das Siegel. Doch schon nach den ersten Zeilen muß er
ausrufen: „Wie ist es nur möglich, daß der fremde Mann
von dem Geheimnis, das ich nur mit meiner verstorbenen
Cousine teilte, wissen kann?" Jetzt mußte er auch der
nachfolgenden Prophezeiung Glauben schenken, daß er
nämlich weiter leben, aber erst nach 12 Jahren von seinem
schweren Leiden vollständig geheilt werde, nachdem er die
Bekanntschaft einer Dame gemacht hätte, deren Beschreibung
bis aufs kleinste nur auf mich paßte. — Jetzt wünschte der
Kranke zu leben und hoffte auf völlige Genesung — vielleicht
durch ein spiritistisches Wunder. Doch ging die
Prophezeiung in Erfüllung, wie er's nicht wünschte; er
starb genau nach 12 Jahren, nachdem er Tag und Stunde
seines Verseheidens, sogar die Witterung am Beerdigungs-
tag, vorausgesagt hatte. Ich lebte auf meiner Eltern Gütchen
und war auf seinen dringenden W unsch zur Stadt gekommen,
um ihm, dem edelmütigen Freunde, die Augen zuzudrücken.
Er wTünschte so sehr, ich sollte mich zum Spiritismus bekennen
, — ich konnte ihn nicht belügen, bat ihn jedoch, sich


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